Episode 184: Memento – otnemeM
Und um zu verstehen, wie Christopher Nolans Mysterythriller aus dem Jahr 2000 funktioniert, muss man über seine Struktur reden.
Memento trotzt filmischen Konventionen an der einen Stelle und befolgt sie fast sklavisch an der anderen. Seine Struktur sorgt dafür, dass der emotionalste Moment im Mittelpunkt steht, seine Struktur sorgt dafür, dass der wichtigste Plottwist am Ende präsentiert werden kann, dass die Spannung gegen Ende des Films zum Beginn der Handlung am stärksten ist. Und das ist die große Erkenntnis, die man aus diesem Film mitnehmen kann… dass ein solcher Bruch der Konventionen am besten funktioniert, wenn man die Konventionen perfekt verinnerlicht hat und diese pointiert einzusetzen weiß.
Und so macht er auch verständlich, wie Christopher Nolan in den kommenden Jahren zu einem der gefragtesten Blockbusterregisseure Hollywoods werden sollte. Er versteht sein Handwerk und kann selbst eine so kryptische, hermetische Geschichte so erzählen, dass sie das Publikum am Ende zufrieden zurücklässt.
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 184: Memento – otnemeM Publishing Date: 2024-07-10T09:03:46+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2024/07/10/episode-184-memento-ontemem/
Johannes Franke: Ja, es ist wirklich ein toller Film. Cool.
Florian Bayer: Danke, Johannes. Tolle Worte. Also ich weiß gar nicht, was ich noch groß dazu sagen soll. Und ich beneide dich wirklich nicht darum, diese Episode nachher schneiden zu müssen.
Johannes Franke: Danke, danke, danke.
Florian Bayer: Euch vielen Dank fürs Zuhören. Vielen Dank fürs Dranbleiben.
Johannes Franke: Für die lange Zeit, die ihr jetzt gehört habt.
Florian Bayer: Danke dir für diese... tolle Gespräch.
Johannes Franke: Plor, vielen, vielen Dank, dass du diesen Film vorgeschlagen hast. Das war ein Fest.
Florian Bayer: Und nochmal danke, dass du den Scheiß gleich schneiden wirst.
Johannes Franke: Und danke an euch da draußen, dass ihr diese Episode gehört habt in ihrer vollen Länge.
Florian Bayer: Wir hören uns nächste Woche mit Oppenheimer. Bis dahin.
Johannes Franke: Bis dahin. Ciao.
Florian Bayer: Liebes Publikum, lieber Johannes, wir reden heute über Memento von Christopher Nolan. Um zu verstehen, wie dieser Mystery-Thriller aus dem Jahr 2000 funktioniert, kommen wir nicht drum herum. über seine Struktur zu reden. Okay, schön, das war unsere Top 3.
Johannes Franke: Wir sind schnell durchgekommen.
Florian Bayer: Ja, ne? Sind wir. Ich glaube, damit können wir zurück in den Film springen. Und ich glaube, wir können auch gleich weiter zu unserem Fazit springen.
Johannes Franke: Ja, lass uns zu unserem Fazit gehen. Das Urteil. So, kommen wir also zu einem großen Urteil. Was haben wir über diesen Film zu sagen, Floor?
Florian Bayer: Meiner Meinung nach, es ist so schwer das einzuordnen, aber entweder knapp dahinter, knapp davor oder zusammen mit The Dark Knight, der beste Film von Christopher Nolan.
Johannes Franke: Ja, ja vielleicht. Du hast Oppenheimer noch nicht gesehen.
Florian Bayer: Ich habe Oppenheimer noch nicht gesehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er meine Meinung ändern würde, aber lass mich gerne überraschen. Ich finde, es ist ein unglaublich gut erzählter Mystery-Thriller, der es schafft. mit seiner Struktur, über die wir jetzt sehr lange geredet haben, genau die richtigen Punkte zu treffen. Der spannend ist, der Spaß macht, der auch Witz hat. Und es lohnt sich, auch wenn man am Anfang ein bisschen verwirrt ist, wenn man ihn zum ersten Mal sieht, mit diesem Film zusammen auf die Reise zu gehen und sich nach und nach überraschen und mitreißen zu lassen.
Johannes Franke: Ich finde die Geschichte wahnsinnig spannend, weil die Auswahl plötzlich da ist, wie man mit seiner Vergangenheit, die man nicht erinnert, umgeht. Ja. Lennart wählt das Vergessen. Ich finde es großartig. Weißt du, sich selbst dann die Aufgabe zu stellen, hier, töte diesen Typen. Ja. Und so, ich finde diesen Gedanken einfach großartig. Und auch das, was wir jetzt lange besprochen haben über die Struktur und über die Schauspieler und alles, das kommt natürlich alles zusammen und macht einen großen Berg an Großartigkeit auf, finde ich. Ja. Es ist wirklich ein toller Film. Cool.
Florian Bayer: Danke, Johannes. Tolle Worte. Also, ich weiß gar nicht, was ich noch groß dazu sagen soll. Und ich... Ich beneide dich wirklich nicht darum, diese Episode nachher schneiden zu müssen.
Johannes Franke: Danke, danke, danke.
Florian Bayer: Memento ist strukturiert anhand von zwei verschiedenen Zeitlinien, aufgeteilt in kurze Sequenzen. Eine von dieser Zeitlinie ist vorwärts erzählt. In sehr kurzen Vignetten, die maximal 30 Sekunden dauern, gekennzeichnet dadurch, dass sie in schwarz-weiß sind und im Hintergrund von einer rhythmischen Musik begleitet werden. Diese werden immer unterbrochen von den Sequenzen, die das Herz des Films bilden. Diese werden rückwärts erzählt. Und das sage ich nicht nur so, das ist nämlich auch eine Überleitung mit der Tätowierung. Wir kommen nämlich jetzt zu unserer... Jingle bitte.
Johannes Franke: Unsere Top 3. Unsere Top 3. Wir haben eine Top 3 und zwar... Was hast du gewählt?
Florian Bayer: Bam! Look at these tattoos! Ja, geile Tätowierungen in Filmen oder spannende Tätowierungen in Filmen oder wie auch immer.
Johannes Franke: Ich hatte Schwierigkeiten, ich habe Filme genommen, die ich nicht gesehen habe.
Florian Bayer: Wir haben immer Schwierigkeiten. Ich habe Filme genommen, die ich gesehen habe, aber ich bin nicht 100% glücklich mit der Liste. Fang an!
Johannes Franke: Ich habe einfach dann wirklich nur geguckt, welche Tattoos, die mir in Filmen gekommen sind, finde ich denn interessant oder geil oder sowas. Ich muss sagen, ich weiß nicht, wie du zu Tattoos stehst, aber ich finde es mega interessant, aber... Ich habe nichts gefunden, was ich mir tatsächlich auf dem Körper tätowieren lassen würde, weil ich nichts davon, bis auf eine Sache, tatsächlich grafisch für mich spannend finde. Das heißt, ich habe eigentlich keine Tattoos, die auf eine Liste gehören, der geilsten Tattoos, weil ich finde einfach keine Tattoos wirklich so richtig geil.
Florian Bayer: Wir sind ja 90er-Boomer, wir kommen aus einer Zeit, in der sehr viel tätowiert wurde. Die ganzen 40-Jährigen, die tätowiert rumlaufen, die kommen aus der Zeit. Aber Tattoos haben auch so ein kleines Revival jetzt erlebt. Also man sieht auch wieder viele so 20-Jährige mit Tattoos.
Johannes Franke: Weiß ich gar nicht, keine Ahnung. Siehst du viele 20-Jährige? Ich sehe nicht so viele
Florian Bayer: 20-Jährige. Ich sehe weniger 20-Jährige, als ich gerne sehen würde. Was? Das ist ein Schräg. Moment. So war das nicht gemeint. Ich habe das Gefühl, man sieht Tätowierungen wieder öfter. Also keine Ahnung, das ist voll spekuliert. Und ich habe nicht recherchiert dazu. Aber ich hatte das Gefühl, es gab eine Zeit, und das war unsere Jugendzeit und junge Erwachsenenzeit, wo Tattoos sehr angesagt waren, wo sehr viele Menschen sich tätowiert haben. Und dann gab es eine lange Zeit, wo es verpönt war. Und jetzt gibt es so ein kleines Revival. Aber kann auch sein, dass ich da voll daneben liege damit.
Johannes Franke: Wenn du 20 bist und der Meinung bist, den Opas müssen wir erzählen, ob es noch Tattoos gibt, dann schreibt uns einfach in die Kommentare irgendwo.
Florian Bayer: Dein Platz 3.
Johannes Franke: Mein Platz 3 wäre Girl with the Dragon Tattoo.
Florian Bayer: Ah ja, David Fincher, ne?
Johannes Franke: Weil es ist wirklich ein gutes Tattoo. Also es ist wirklich ganz nett. Auf der Schulter dieses Ding, was sich da so ranschmiegt und irgendwie... Gefühl von Zärtlichkeit fast aufmacht. Ich find's nett. Ich weiß nicht, was der Film für eine Konnotation mitbringt. Vielleicht denken alle, wie jetzt, Zärtlichkeit, die bringt ihn noch um oder so. Ich hab keine Ahnung davon.
Florian Bayer: Ich glaub, sie bringt irgendwen um. Ich hab den Film auch nicht gesehen. Und obwohl es ein David Fincher-Film ist, was daran liegt, dass es basiert auf so einem norwegischen, skandinavischen Thriller. Oh Gott, sorry Leute, ich bin voll der Ignorant, was das betrifft. Stieg Larsson heißt der Autor und der ist Schwede natürlich.
Johannes Franke: Natürlich Schwede.
Florian Bayer: Es ist so ein skandinavischer Thriller, wo alles depressiv ist und ein Mord aufgeklärt wird. Und ich mag die überhaupt nicht. Ich find die so... öde. Das ganze Wallanders und wie sie auch alle heißen. Skandinavisches Thrillist-Genre, mit dem du mich jagen kannst.
Johannes Franke: Aber das Tattoo war nett.
Florian Bayer: Das Tattoo sah geil aus. Auf jeden Fall. Mein Platz 3, The Illustrated Man. Ich habe ihn schon ein paar Mal genannt. Der Tätowierte aus dem Jahr 1969. Tattoos, die zum Leben erwachen. Sind gar nicht so besonders schön, aber es ist ganz spannend, was sie halt mit sich bringen und die Geschichten erzählen. Und es ist geil, dass Rod Steiger, der unseren Tätowierten spielt, in diesem Film wirklich einmal so ein All-Over-Print hat. Das finde ich einfach schon geil, weil es Weil es halt einfach so konsequent ist. Das ist halt was anderes als dein Tribal, was du auf den Hals tätowierst und sagst, seht mich an, ich bin so überhaupt nicht generisch.
Johannes Franke: Ja, also nicht jedes Tattoo, finde ich, muss unbedingt die große Geschichte haben, aber es ist doch nett, wenn da irgendwas drinsteckt. Ich baue so ein bisschen auf für meinen Platz 2. Ich habe auch diesen Film nicht gesehen. Moana heißt der Film.
Florian Bayer: Dieser Moanischen Tattoos, ne?
Johannes Franke: Genau. Und Maui heißt der Typ, die Hauptfigur und der ist halt ganz körperlich tätowiert und das hat natürlich dann irgendwie auch einen kulturellen Hintergrund. Das finde ich nett, auch diese Art und Weise der Darstellung und so weiter und Disney hat es ja nun wirklich geschafft in den letzten Jahren sich ein bisschen mehr um True-True-Culture zu kümmern, um das nicht einfach nur auszuschlachten, sondern zu sagen, okay, wir holen uns wirklich die Leute, die aus der Kultur kommen und die sollen uns... gefälligst da irgendwie auch wirklich helfen und nicht einfach nur ein plattes Bild davon liefern. Und das scheint in dem Film so zu sein.
Florian Bayer: Die haben einen guten Job gemacht. Bayana heißt der Film im Deutschen. Ich hab ein Kind, ich hab ihn gesehen. Schön. Und die Tattoos sind auch geil. Und ich mag diese Samoanischen, diese traditionellen Samoanischen-Tattoos, finde ich sehr schön. Sieht man auch sehr oft bei Wrestlern. Es gibt eine ganze samuanische Familie an Wrestlern. Einer von denen musste ja den japanischen Sumoringer Yokozuna spielen. Aber das hat sich dann Gott sei Dank auch geändert. Mittlerweile dürfen sie als stolze Vertreter des samuanischen Wrestlings auftreten, müssen nicht mehr die Japaner spielen.
Johannes Franke: Gott sei Dank, meine Güte, was für eine düstere Zeit.
Florian Bayer: Mein Platz 2, ich habe so über generische Tribal-Tattoos gelästert, aber ich mag tatsächlich das Tattoo aus From Dusk Till Dawn. Ich finde George Clooney sieht geil aus damit. Ich finde diesen Flammenarm geil. Und ja, ich weiß, das ist voll Klischee geworden und so weiter. Willst du das langweiligste Tattoo machen, das du finden kannst, dann mach dir einfach ein paar schwarze Flammen auf den Arm. Genau. Ich finde es geil und es ist auch ein bisschen Nostalgie, weil ich das damals einfach voll schick fand. Ich finde es immer noch schick. Ich kann es nicht ändern, tut mir leid, sorry.
Johannes Franke: Naja, gut. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Ja, so ungefähr. Ich habe auf Platz 1 das Einzige, wo ich wirklich einen Film gesehen habe und gedacht habe, yes, geil. Darth Maul.
Florian Bayer: Ist er tätowiert?
Johannes Franke: Also in meinem Kopf ist er tätowiert.
Florian Bayer: Ich dachte, das ist ein Alien und das ist seine Hautfarbe.
Johannes Franke: Nein, die Hautfarbe ist rot.
Florian Bayer: Ja, genau.
Johannes Franke: Und diese schwarzen Dinger sind tätowiert.
Florian Bayer: Die unterstreichen sehr gut das Rot meines Tats. Ja,
Johannes Franke: genau. Also das ist meine Vorstellung davon, aber ich glaube schon.
Florian Bayer: Das wäre das Tattoo, was du dir machen würdest?
Johannes Franke: Nein, um Gottes Willen. Aber das ist das, wo ich denke, okay, das ist für den Charakter genau das richtige Tattoo. Das ist genau richtig, um den... Bösewicht Darth Maul darzustellen. Denn die hören da noch dazu. Ich fand's super.
Florian Bayer: Okay, cool. Mein Platz 1, Cape Fear, Cup der Angst, wo der Bösewicht, gespielt von Robert De Niro, der gerade aus dem Knast entlassen wurde, eine ganze Reihe von wirklich bedrohlichen Knast-Tattoos hat und die einfach wirklich krass dazu beitragen, ihn unheimlich, unheimlich, unheimlich aussehen zu lassen.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Es sind keine schönen Tattoos, aber sie sind perfekt, um diesen Charakter zu stützen. um aus dem Charakter das zu machen, was er sein soll. Vor allem dann diese Waage auf seinem Rücken. Und jetzt sind die auch auf Rache. Es sind einfach nur rache Tattoos. Aber sie sind ziemlich geil.
Johannes Franke: Im Moment gibt es Cape Fear mit Gregory Peck.
Florian Bayer: Nein, nein,
Johannes Franke: ich wollte der andere.
Florian Bayer: Der andere. Den Film, wo das Remake besser ist als das Original. Cape Fear aus dem Jahr 1991.
Johannes Franke: Mit Robert De Niro.
Florian Bayer: Mit Robert De Niro, inszeniert von Martin Scorsese.
Johannes Franke: Ja, ich fand dieses... dieses Herzwasser da, was steht da drauf?
Florian Bayer: Loretta.
Johannes Franke: Loretta, genau. Ich war jetzt so ein bisschen so, oh Gott,
Florian Bayer: Das war unsere
Johannes Franke: Top 3.
Florian Bayer: Das war unsere Top 3 und ich glaube...
Johannes Franke: Wir sind schnell durchgekommen.
Florian Bayer: Ja, ne? Sind wir.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Ich glaube, damit können wir zurück in den Film springen und ich glaube, wir können auch gleich weiter zu unserem Fazit springen.
Johannes Franke: Ja, lass uns zu unserem Fazit gehen.
Florian Bayer: In dieser Struktur erzählt Memento die Geschichte von Lennart, ein ehemaliger Versicherungsagent, der seit einem Überfall, bei dem seine Frau vergewaltigt und ermordet wurde, unter einer spezifischen Form von Amnesie leidet. Er kann sich noch an alles erinnern, was vor seinem Unfall geschehen ist, aber an nichts mehr danach. Innerhalb weniger Minuten vergisst er alles, was in den letzten Minuten geschehen ist. Mithilfe von kleinen Infozetteln und Tätowierungen der wichtigsten Fakten sucht Lennart nach dem Mörder seiner Frau. Unterstützt wird er dabei von seinem zwielichtigen Kumpel Teddy und der mysteriösen Natalie. Aber treiben die beiden nicht ihr eigenes Spiel? Und versucht ihn vielleicht sogar jemand auf die falsche Fährte zu lenken? Sonst fühlst du dich wirklich, als würdest du unter, lass es mich einmal sagen, es ist so schwer auszusprechen, anterokrade Amnesie leiden.
Johannes Franke: Was für eine schöne Überleitung. Ja, das ist eine Krankheit, die es tatsächlich gibt. Und ich dachte die ganze Zeit, Moment mal, was für ein fucking Zufall, dass der Typ in der Schwarz-Weiß-Sache das gleiche hat wie unsere Hauptfigur. Ich glaube ja nicht. Und das unterstützt so ein bisschen die These, dass das aus der Ideenwelt unserer Hauptfigur entsprungen ist, um sich irgendwie was zu erklären. Aber dass es dieses Ding wirklich gibt, ist ja wirklich hart.
Florian Bayer: Das ist total krass. Und es ist auch, es ist im Grunde das, was der Film erzählt. Neue Sachen werden von deinem Gehirn nicht mehr richtig aufgenommen. Und... du verlierst sie irgendwie und du weißt nicht, was vor zwei Minuten passiert ist, weil es einfach weg ist.
Johannes Franke: Und das sind wirklich so eins, zwei Minuten. Es ist gar nicht so lang wie der Teil. Der Film hat manchmal sehr lange Sequenzen, wo er sich noch erinnert. Aber es sind eigentlich immer nur so ein, zwei Minuten, die im Gedächtnis bleiben.
Florian Bayer: Ich glaube, auch die Menschen, die darunter leiden, sind deutlich eingeschränkter als das Lennart. Das, was von Lennart erzählt wird, ist auch so ein bisschen eine romantisierte Form von diesem Ding mit ein paar Gags und mit Spannung und Rätseln und so weiter. Ich glaube, die Menschen, die das haben, Die sind meistens auch verbunden mit anderen Formen von Amnesie. Du hast es meistens nicht losgelöst. Und dann kannst du tatsächlich nicht mehr viel machen. Dann bist du einfach nicht mehr funktionsfähig. Ich finde es so toll, dass... Also wir sehen, Lennart irgendwann auch mal vorm Fernseher sitzen. Er kommt dann auf den Fernseher von Sammy Jenkins zu sprechen. Sagt, ja, er hat Werbung geguckt und hat nichts gucken können. Er konnte nichts folgen. Am Korsakow-Syndrom wird es auch genannt. Das ist was für einen Alkoholkranke betrifft. Den Begriff kannte ich noch, weil es gab auch mal so ein... Corsakow-Software, das war so eine Filmsoftware, da hat jemand versucht, besonders fancy zu sein im Internet. Das war ganz interessant und wurde so eine Software entwickelt, mit der man Filme anders schneidet und Filme, also Serielle rausnimmt aus Filmen und das war dann, das war so sehr akademisch. Und wenn man, das war in der Zeit, in der ich mich sehr viel mit Filmwissenschaften auseinandergesetzt habe, dann fand ich das super spannend, das hatte auch ein bisschen was Prätentiöses, aber daher kannte ich den Namen Corsakow-Syndrom, der da sozusagen auch genannt wird, vor allem wenn es um... Alkoholmissbrauch geht.
Johannes Franke: Wenn ihr euch das nochmal woanders anschauen wollt, das System dieser Krankheit, dann schaut euch Findet Nemo an.
Florian Bayer: Stimmt. Dory hat das. Ja, Findet Nemo und Findet Dory. Habe ich Findet Dory gesehen? Ich glaube ja und ich glaube, er war auch gar nicht so verkehrt. Er gehört zu den besseren Disney-Pixar-Vollsatzungen.
Johannes Franke: Ja? Weiß ich nicht, keine Ahnung. Ich glaube, ich habe ihn nie gesehen, oder?
Florian Bayer: Naja. Es gab einen berühmten Patienten namens Henry Gustav Molaison, der in die Geschichte eingegangen ist als Patient HM, der wegen Epilepsie behandelt wurde.
Johannes Franke: Das wurde auch öfter gemacht.
Florian Bayer: Und das war eine Art von Lobotomie, die da bei ihm gemacht wurde, um die Epilepsie loszuwerden. Und das hat dazu geführt, dass er diese Amnesie hatte. Wahrscheinlich der berühmteste Patient aus dieser Krankheit, die doch relativ selten vorkommt, wie du schon gesagt hast. Es ist ungewöhnlich, dass zwei Menschen in kürzer Zeit im selben Raum diese Krankheit haben.
Johannes Franke: Und ich finde es total krass, dass in den 50ern diese Art von quasi-Lobotomie betrieben wurde, um eine Epilepsie zu heilen. Die Epilepsie war tatsächlich weg. Ja,
Florian Bayer: das hat geholfen.
Johannes Franke: Aber auch vieles anderes. Toll.
Florian Bayer: Du bist geheilt. Du wirst dich gleich nicht mehr daran erinnern, aber du bist geheilt.
Johannes Franke: Von allem geheilt, würde ich sagen.
Florian Bayer: Das ist fies, wenn sie sagen, we have good news and we have bad news. Wenn sie die bad news erzählen, weißt du nicht mehr, wie die good news war.
Johannes Franke: Oh nein. Fasse dich kurz.
Florian Bayer: Shit. Ich mach nochmal eine Tätowierung von der good news. Oh Gott. Und? Das sag ich nicht nur so, das ist nämlich auch eine Überleitung mit der Tätowierung. Wir kommen nämlich jetzt zu unserer Jingle, bitte. Full Disclaimer. Wir orientieren die Struktur dieser Episode nicht nur an der Struktur des Films, sondern wir klauen auch ein bisschen von einem anderen Podcast. Der Filmpodcast Spoilers hat nämlich seine Episode zu Memento auch nach dem Film strukturiert. Also von hinten nach vorne erzählt. Und sorry Leute, ich mag euren Podcast wirklich gerne. Und ich mochte auch diese Episode. Aber ich glaube, ihr habt was Wesentliches vergessen. Und dadurch habt ihr es nicht 100% geschafft, in dieser Episode die Quintessenz von Memento einzufangen. Und ich hoffe, genau das schaffen wir hier anders zu machen. Und ich hoffe, ich schaffe es auch in dem Intro zu erklären, was wir anders machen.
Johannes Franke: Was ich glaube, dass Christopher Nolan einmal zu früh abgebogen ist in der Inszenierung, in seinem Leben, einfach in seinem Schaffen. Nach diesem Film hat er irgendwie es nicht geschafft, das zu übernehmen, dass das so herrlich effektfrei funktioniert. Weil das, was hier passiert in Memento, ist total... unaufgeregt eigentlich. Das Aufregende passiert durch das Gimmick, wenn man es Gimmick nennen möchte, durch dem Film inhärente Struktur, aber es ist kein Musche-Bubu mit irgendwelchen krassen Sachen noch gemacht, mit Bendy-Stätten oder mit irgendwelchem Zeitzeug, was dir am Ende auch nur das Hirn noch mehr vernebelt und du eigentlich davor sitzt und denkst... Ja, da versucht mir ein Film irgendwie, was ganz Schlaues zu verkaufen, was eigentlich nicht so schlau ist am Ende.
Florian Bayer: Bitte sag nochmal Mushijibu.
Johannes Franke: Mushibubu. Aber du weißt, was ich meine?
Florian Bayer: Ich weiß total, was du meinst und ich bin auch voll bei dir, weil ja, ja, es war, also er hat es danach noch ein paar Mal geschafft. Also ich finde, Prestige geht auch noch in diese Richtung. Ja. Das war ja nicht unverdannter, aber das war dann irgendwie so, das war die kürzere Zeit danach. Und tatsächlich ist bei Nolan der Pathos immer schlimmer geworden. Und ich finde bei Interstellar... fast 15 Jahre nach Memento, hat der so einen unangenehmen Höhepunkt erreicht. Interstellar war der erste Film, wo ich dachte, uff, vielleicht ist so viel Nolan auch ein bisschen zu viel Nolan. Und bei Tenet war es dann auch so, wo ich eher davor saß und dachte, ja, ich sehe, dass du ein Genie bist, aber du musst auch ein bisschen mehr machen. Ich kann nicht nur einen Film gucken, wo ich denke, wow, du kannst inszenieren, du kannst Pathos und clevere Storys. Es braucht vielleicht doch noch ein bisschen mehr Herz. Nolan wird oft Herzlosigkeit vorgeworfen. Ja. Memento hat noch dieses Herz irgendwie im Zentrum.
Johannes Franke: Ja, ich weiß aber nicht, wie viel das Herz von den Figuren kommt. Weil das, was ihm vorgeworfen wird, ist, dass die Figuren an sich so gezeichnet sind, dass sie nicht wirklich so ein richtiges Herz zeigen. Ich weiß nicht, die Filme sind alle sehr struktur-driven.
Florian Bayer: Total, absolut. Jeder einzelne von ihnen.
Johannes Franke: Und auch dieser Film ist total struktur-driven. Das Herz kommt in diesem Fall durch die Condition, die unsere Hauptfigur hat. Ja. Und dadurch haben wir einen empathischen Moment als Zuschauer. Und das fehlt in anderen Filmen schon so ein bisschen. Vielleicht bei Oppenheimer wieder ein bisschen mehr da, aber auch nur so ein bisschen.
Florian Bayer: Bei Inception ist halt, also ich finde, Memento ist da ja sehr ähnlich wie Inception. Das Herz soll ja eigentlich dadurch kommen, diese emotionale Involvierung soll ja eigentlich dadurch kommen, dass wir diese Frau haben, die verloren wurde. Das ist ja bei Inception genau dasselbe Thema. Er hat seine Frau verloren, er will seine Kinder sehen. Hier hat er seine Frau verloren und will sich rächen. Bei Inception funktioniert es weniger, weil irgendwie alles so ein bisschen distanzierter wird. Ich finde hier, diese Szenen, wenn er sich an seine Frau erinnert und von ihr erzählt, Wir haben da Momente von einer, poetisch ist vielleicht zu viel gesagt, aber doch von einer ruhigen Zärtlichkeit, die Nolan danach nicht mehr haben sollte. Einfach diese Szene, wenn er mit ihr im Bett liegt und nachher gibt es auch noch ein Gimmick dafür und ein Plotlist und sie einfach nur zwickt in die Waden, nicht in die Waden, in den Schenkel und sie sagt so, ey, lass das so. Das ist einfach ein ruhiger, schöner Moment. Oder wenn er redet und sagt und ich stelle sie mir vor, wie sie auf der Veranda saßen und so weiter, wo der Film auch einfach mal die Fresse hält. Er redet zwar weiter, aber es gibt keine große Musik und wir sehen diese... ganz zärtlichen Bilder.
Johannes Franke: Ich finde, dass die Bilder in der Rückblende mit der Frau mich streckenweise an Chris Marker La Jetée erinnern. Ja,
Florian Bayer: habe ich noch nicht drüber nachgedacht, aber ja.
Johannes Franke: So dieses leicht schemenhafte Erinnerungen, so sehr episodenhaft, ja das und dann kam das und dann lag sie einfach nur im Bett und es war wunderschön und das mag ich total an dem Film. Das ist eine total schöne Erinnerungskultur an eine Frau. die du mal geliebt hast, irgendwie verstorben ist. Und da denkt man die ganze Zeit, ja, bleib lieber in Erinnerung, als dass du jetzt wieder in die Realität gehst, um deine blöde Vengeance zu machen. Aber das ist die Tragedie-Figur einfach.
Florian Bayer: Ich finde, das ist auch tatsächlich nah an, wie man emotional erinnert. Wenn du dich an schöne Momente erinnerst, auch die gar nicht so weit zurückliegen oder so. Es gibt auch oft dieses Gefühl von, ah ja, du hast Traum und Person. Aber es ist so, Es ist nicht konkret, aber du merkst, du hast dieses sehr abstrakte Bild, aber du weißt, dass das was Schönes war und fühlst dich dann auch einfach wohl. Das trifft es meiner Meinung nach ziemlich gut, diese abstrakte Erinnerung an Alltag. Ja, genau. An Alltagsschönheit, Alltagsharmonie. Und das, finde ich, ist der emotionale Stärke, die Nollen so nicht mehr haben. sollte in Zukunft leider. Er hat viele andere Stärken, das macht es auch sehr oft verschmerzbar und ich habe auch das Gefühl, er jagt immer so ein bisschen dieser Emotionalität hinterher und er schlägt es dann mit Pathos. Hier hat er es geschafft, es noch ruhig zu machen.
Johannes Franke: Weißt du, was ich auch glaube? Durch die ganze Technik, die er dann einbaut, später in den Filmen. Jetzt sind wir schon wieder bei Nollen.
Florian Bayer: Der ist der, der inszeniert.
Johannes Franke: Aber die ganze Technik, die er benutzt, die hindert ihn daran, eine emotionale Kameraführung zu betreiben.
Florian Bayer: Das ist ein guter Punkt.
Johannes Franke: Er kommt nicht mehr so nah ran an die Figuren. Weil hier, wenn du hier die Kamera anschaust, was eine ganz tolle Kamera ist. Es ist ein bisschen zwischendokumentarisch und aber auch sehr persönlich. Man hat so das Gefühl, an der Hauptfigur sehr nah dran zu sein, wenn man so Nahaufnahmen von... Man hat immer das Gefühl, dass die Kamera immer an ihm näher ist als an allen anderen Figuren. Wenn du einen Blick auf Teddy hast, dann ist er meistens weitergewählt. Also bis Brust oder bis... bis Hüfte, während ich einen Schnitt auf ihn, auf sein Gesicht wirklich das Gesicht habe und nicht so eine totale. Also selten, immer mal wieder, aber wenn es um so intime Momente geht, dann schafft er das in der Auflösung, dieses Gefühl von Intimität herzustellen. Und der Verbindung zu unserer Hauptfigur. Und das ist später bei ihm dann vielleicht etwas durch die Technik ertränkt.
Florian Bayer: Wally Pfister ist der Kameramann und der sollte auch später in diesen technisch ertränkten Film sehr oft noch Kamera führen hat. Bei Dark Knight, bei Inception, Dark Knight Rises, Prestige, er hat bei vielen neuen Filmen Kamera geführt. Und ich finde genau das Emotionale, das ist ein total guter Punkt. Das Zweite ist auch diese Desorientierung, die auch durch die Kamera erzeugt wird. Gerade in den Action-Szenen. Und gerade im Beginn von Sequenzen. Und wir sehen es ganz oft sehr bewusst, dass die Sequenzen eingeleitet werden mit einer Desorientierung. Und du als Zuschauer wirst genauso gezwungen, dich zu orientieren wie Lightning. Also berühmt ist natürlich dieses mimetische... Was mache ich hier? Ah, ich verfolge diesen Typen. Ah, nee, er verfolgt mich.
Johannes Franke: Super. Großartiger Gag. Also ich bin der beste Gag, den du mit dieser Condition machen kannst. Großartig. Oh, ich verfolge einen Typen. Oh yeah. Oh nein, fuck. Okay, er verfolgt mich. Ich renne mal weg.
Florian Bayer: Oder dann noch diese Sequenz, wo er den Stift sucht, wo er halt auch durch die Wohnung irrt. Und wir irren mit ihm durch die Wohnung. Die Kamera ist wackelig. Die Kamera ist nah dran. Und wir wissen gar nicht, wo wir sind. Was wir sind. Was ist. Aber wir wissen, scheiße, ich bin aufgeregt.
Johannes Franke: Das ist gut. Musik.
Florian Bayer: Musik. Vielleicht um das noch... mit reinzuwerfen zur Kamera. David Julian ist für die Musik verantwortlich. Auch was, was Nolan später verlieren sollte, sie ist, sie hat ihren Pathos, den Nolan später noch härter haben sollte, aber sie hat eben auch ihre ruhigen Momente. Eben dieses sehr zurückgenommene in diesen Hotel-Szenen. Das ist einfach relativ wenig und ich komme darauf immer wieder zurück, aber das ist halt so wesentlich für diese Hotel-Szenen, dass wir einfach so einen Ambience-Sound darunter haben.
Johannes Franke: Stimmt, ja, ja. Auch um die abzusetzen von dem Rest natürlich.
Florian Bayer: Genau. Und dann aber auch die emotionalen und die dramatischen und melodramatischen Momente. Es ist einfach eine sich schön langsam zum Höhepunkt entwickelnde Musik. Ich finde die sehr passend, ohne dass sie groß auffällt, groß im Vordergrund wäre.
Johannes Franke: Es gibt eine süße Anekdote, wie der Kameramann Marco Vargo, der es nicht geworden ist, dass der angefragt wurde, aber dann gesagt hat, nee, mach ich nicht. Und dann zugegeben hat, er hat es gesagt, weil er es nicht verstanden hat. Ja. Und dann hat der Kameramann, der es am Ende geworden ist, später Vago angerufen und hat gesagt, ich habe es auch nicht verstanden, aber ich habe es halt gemacht.
Florian Bayer: Es muss ja, also das Ding ist ja, wenn du drehst, du hast ja dein Drehbuch, aber du drehst ja nicht chronologisch in der Regel. Genau. Und dann hast du dieses Drehbuch, was nicht chronologisch erzählt wird. Du drehst nicht chronologisch und versuchst dir da irgendwie einen reinzumachen. Und wenn du ein Drehbuch liest, ist es nochmal deutlich schwerer zu verstehen, was... was der Regisseur hier erzählen will. Ich stelle es mir auch ziemlich schräg vor. Und ich kann mir auch vorstellen, dass einige ratlose Köpfe waren. Und wir haben ja am Anfang dieses Podcasts, das haben wir ja auch so ein bisschen gestruggelt, also um überhaupt reinzukommen. Und wenn du mit Strukturen arbeitest und Strukturen auflöst und dann versuchst, in diesen Strukturen Sinn zu finden, dann kämpfst du einfach, auch wenn du für die Strukturen verantwortlich bist.
Johannes Franke: Du brauchst halt ein wirklich gutes, langes Gespräch mit dem Regisseur. Du musst dich einfach eine Woche lang mit dem Regisseur zusammen einperlen und mit dem reden, was wollen wir hier eigentlich machen. Und dann musst du wirklich in-und auswendig, du musst am Set kommen und wissen, was Sache ist. Und nicht am Set dann erst nachfragen, was machen wir heute. Du stehst da, okay, dann halte ich meine Kamera halt drauf.
Florian Bayer: Sonst fühlst du dich wirklich, als würdest du unter, lass es mich einmal sagen, es ist so schwer auszusprechen, anterokrade Amnesie leiden. Memento schafft es, an den richtigen Momenten spannend zu sein. An den richtigen Stellen emotional. Und vor allem gelingt es ihm perfekt, peu à peu sein Rätsel zu entschlüsseln. Warum ist diese Scheibe von Lennarts Auto zerschlagen? Wir werden es gleich erfahren. Was hat Lennart auf Nathalies Foto durchgestrichen? Geduld, Geduld. Und warum soll er Teddy nicht trauen? Wartet bis zum Ende des Films. In der Vorlage ist es ja so, die Vorlage ist übrigens auch auf meiner DVD gewesen. Damit habe ich wahrscheinlich auch ein bisschen viel hin und her gespult, weil dann kann man das ja lesen und dann kann man so skippen.
Johannes Franke: Ach geil, okay.
Florian Bayer: An die Vorlage von Jonathan Nolan, mit dem Christopher Nolan auch später noch sehr viel zusammenarbeiten sollte, sein jüngerer Bruder. Die Vorlage von Jonathan Nolan hat einen Einzeltäter. Er zählt nicht von hinten nach vorne, sondern er zählt so in Fragmenten und fängt damit an, dass unser Einzeltäter, also unser Leonard in der Vorlage, in einer Institution ist.
Johannes Franke: Er heißt eigentlich Earl.
Florian Bayer: Er heißt eigentlich Earl. Und er liest einen Zettel, auf dem steht, ey du, du bist hier schon drin. Ich weiß jetzt, du bist verwirrt. Ich weiß, du fühlst dich ängstlich, aber du musst hier raus. Du musst das erledigen. Du musst den Mord an deiner Frau rächen und jetzt krieg den Arsch hoch und mach das endlich. Wir wissen nicht, wie oft er das schon geschrieben hat. Dann, die Vorlage ist übrigens wirklich gut. Ist eine Kurzgeschichte. Liest sich schnell weg, kann ich nur empfehlen. Und dann werden halt wirklich einfach nur so diese Happen zugeworfen. Mal rennt er, mal sucht er einen. Und er fragt sich halt immer, was mache ich gerade? Bis zu dem Punkt, wo er es schafft, sich zu rächen. Und einfach die Leiche sieht. Und das ist halt schon nochmal ein bisschen anders vom Gefühl. Da wird die Verlorenheit auch sehr gut eingefangen. Aber unser Protagonist ist deutlich proaktiver. Und wir sind halt mehr bei ihm, weil er nicht nur so rumgeschubst wird von Paddy und Natalie.
Johannes Franke: Wenn wir sagen Vorlage, dann ist das ein bisschen der Stretch. Weil die haben, die beiden Brüder, Nolan-Brüder, die haben übrigens noch einen älteren Bruder, da kommen wir auch gleich noch drauf ein.
Florian Bayer: Der durchaus dafür verantwortlich sein könnte, dass sie so viele Krimis jetzt drüber schreiben.
Johannes Franke: Okay, gleich. Der jüngere Bruder und er haben zusammen eine Reise unternommen von einer Stadt zur nächsten. Das hat eine Weile gedauert und der jüngere Bruder hat gesagt, du, ich hab voll die geile Idee. Und hat ihm diesen Plot sozusagen hingelegt und hat gesagt, hier, das ist so die Idee. Und dann haben die angefangen zusammen zu überlegen. Und dann sind beide... nach Hause gefahren, jeweils zu sich und haben an der Geschichte gearbeitet. Christopher Nolan hat an dem Drehbuch gearbeitet und Jonathan hat an der Kurzgeschichte gearbeitet. Das Drehbuch ist viel früher fertig geworden als die Kurzgeschichte, was ein bisschen weird ist.
Florian Bayer: Und Christopher Nolan war es auch, der, der gesagt hat zu Jonathan, pass auf, wir erzählen das von hinten nach vorne, so will ich das Ganze machen. Und es gibt, genau, Memento Moria ist die Kurzgeschichte von Nolan. Auf jeden Fall lesenswert, ist auch wirklich ein Happen, kann man schnell weglesen, ist ganz spannend, ganz interessant im Kontext von dem Film. Es gibt ein... Wirklich schönen Podcast mit einem Gespräch mit Jonathan Nolan. Also 45 Minuten geht. Der macht viel Zeug. Der hat jetzt zu, wie heißt das Computerspiel, Fallout? Ja. Hat er das zu einer Serie gemacht, wurde da der Drehbuch geschrieben. Der hat viele Drehbücher auch mit Christopher Nolan, für Christopher Nolan Filme geschrieben. Er hat zusammen mit jemand Batman gearbeitet. Geil. Das war ihr gemeinsamer Durchbruch. Also davor hat Christopher Nolan nur Following gemacht, was Low Budget war, was auch von hinten nach vorne erzählt wurde, witzigerweise. Er war 28, als er den gemacht hat. Und 6.000 Pfund hat Following gekostet. Ein schwarz-weiß Film, sehr rough, aber auch ein toller North Thriller, der auch schon so ein bisschen was vorweg nimmt, was bei Memento dann passieren sollte. Und dann haben sie versucht, das Ding zu machen, daraus einen Film zu machen, was natürlich total schwer ist, weil wenn man so keine große Vita hat, versucht man finanziell es für den Film zu finden.
Johannes Franke: Aber er hat es geschafft. Es gab ja eine Frau, in welcher Verbindung steht die, aber die hat das Drehbuch weitergegeben in der Produktionsfirma.
Florian Bayer: Die Frau bzw. Freundin, auch spätere Frau von Christopher Nolan, hat das an Aaron Ryder geschickt. Der hat für Newmarket Films gearbeitet und Newmarket Films war relativ neu. Die wurden 1994 gegründet und waren eigentlich, die wurden gegründet als Finanziers und zwar als Mitfinanziers von Filmen. Noch nicht mal als... noch nicht mal als Hauptfinanzier ist, sondern einfach so, okay, wir versuchen so ein paar kleine Projekte mit zu finanzieren, von denen wir uns viel versprechen. Und deswegen haben die auch, die haben Dead Man mitfinanziert. Die waren nicht Hauptfinanzier, aber die waren liegen da drin. Und die üblichen Verdächtigen. So in den 90ern, so diese, das haben wir schon so oft gesagt, diese Filme, die so mit hier sind. Nicht die AAA-Blockbuster, aber auch nicht die absoluten Low-Budget-Filme, irgendwie sowas dazwischen. Da haben die immer mal wieder Geld reingeworfen. Und Memento war halt auch einer davon. Auch zum Beispiel genau Stranger Than Fiction. American Pie, warum auch immer, Cruel Intentions, die gefährliche Liebschaften mit dem berühmten Kuss von...
Johannes Franke: Namen vergessen.
Florian Bayer: Sarah Michelle Gellar. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Diese berühmte Kussszene, egal. Und Memento war aber der erste Film, den sie veröffentlicht haben, weil niemand den Film veröffentlicht wollte. Die haben den Film mitfinanziert, haben dann gesagt, okay, und jetzt brauchen wir nur noch jemanden, der den Film veröffentlicht, weil so typisch Filmgeschäften sind. Producer und Distributor und so weiter. Hollywood is a mess. Und dann haben sie aber keinen... gefunden und dann wiederum haben sie gesagt, okay, wir glauben an diesen Film. Der Film ist echt geil und Wir müssen den veröffentlichen. Ein Grund dafür war Steven Soderbergh. Steven Soderbergh hat den Film gesehen. Der berühmte Richter hat gesagt, wenn dieser Film nicht veröffentlicht wird, dann ist das ganze Filmbusiness, dann hat das alles keinen Sinn mehr. Und zwar, es ging um Distributionen in Amerika. Und dann hat Newmarket gesagt, okay, scheiß drauf, wir machen das jetzt selbst. Und großes Risiko natürlich, weil es ist einfach teuer, wenn du einen Film veröffentlichst. Die ganze Marketingkampagne, Kinos und so weiter, das kostet dich einfach scheiß viel Geld. Und Gott sei Dank hat sich das ausgezahlt. Wo waren wir stehen geblieben? Wir waren eigentlich wo ganz anders. Wir waren bei Jonathan Nolan und Christopher Nolan. Genau. Manchmal verliere ich den Überblick in meinen ganzen Texten. Wir haben über Christopher Nolan und Jonathan Nolan geredet.
Johannes Franke: Genau. Die beiden haben das einfach zusammen, die Idee gehabt, beziehungsweise der jüngere Bruder hat die Idee gehabt und dann haben sie es zusammen parallel entwickelt und sich immer mal wieder Updates geschickt. Die haben schon auch das ganze Kollaborativ immer mal wieder so, hier, wo bist du gerade, wo bist du gerade, wie läuft das bei dir und wie läuft es bei dir. Erst ein halbes Jahr oder einen Monat, ich weiß gar nicht mehr genau, bevor der Film rauskam, kam dann auch die Kurzgeschichte raus. Also der Film wurde richtig produziert und ist alles fertig gewesen und dann hat irgendwann, vielleicht auch unter Zeitung, Jonathan gesagt, scheiße, ich muss jetzt fertig werden, bevor dieser Film rauskommt.
Florian Bayer: Und sie ist wirklich kurz, es ist so ein 10, 15 Minuten Lesehappen. Oh nein! Es ist kein Roman, ich meine, wenn hier Game of Thrones... Oh, Alter! Habe ich heute Wortfindungsprobleme?
Johannes Franke: J.R.R. Tolkien wollte ich gerade sagen. Das ist natürlich nicht
Florian Bayer: Martin. Genau, wenn George R.R. Martin, warum muss der so heißen wie J.R.R. Tolkien? Was soll das? Wenn George R.R. Martin sagt, ey, ich kriege den letzten Band nicht fertig, dann reden wir hier von 1000 Seiten. Aber Jonathan Nolan hat von einer 5-10 Seiten Kurzgeschichte geredet, wenn es überhaupt so viel war.
Johannes Franke: Scheiße, man.
Florian Bayer: Also die Geschichte ist so kurz, dass ich sie in einem DVD... D-Menü lesen konnte. Auf einem, wohlgemerkt, vor der Plasma-und OLED-Zeit. Da haben die auf einem richtigen klassischen CR-TV gelesen, inklusive wie heißt es, Scanlines.
Johannes Franke: Oh, fuck.
Florian Bayer: Und wirklich hässlich und pixellich DVD.
Johannes Franke: Also auch Schmerzen.
Florian Bayer: Genau, vor HD-Qualität. Und wenn jeder der Text mal in der DVD-Auflösung, die 640 mal noch was ist, gelesen hat, der wird wissen, was das bedeutet. Furchtbar. Und es ging. Und die Geschichte ist nicht lang.
Johannes Franke: Ach man. Ja gut, okay, aber die haben eine tolle Karriere zusammen gemacht. Das ist toll. Ja. Das ist großartig. Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass ich von Jonathan Nolan nicht so viel wusste vorher.
Florian Bayer: Das ist krass, ne? Und er ist auch teilweise uncredited in Filmen, in denen er Drehbuch mitgeschrieben hat. Er hat mit Christopher Nolan gearbeitet bei den Batman-Filmen zum Beispiel.
Johannes Franke: Aber warum ist er...
Florian Bayer: Ich weiß es nicht. Ich verstehe es nicht so ganz.
Johannes Franke: Ist es der Arschbruder?
Florian Bayer: Nein, das ist es glaube ich nicht. Die verstehen sich wirklich gut. irgendwie Kopf noch mit drin haben. Ja,
Johannes Franke: das ist ja das Wichtige daran. Ich glaube, da hat er auch eine Mische gefunden, die einfach dringend besetzt werden muss. Weil also hirnloses Action-Zeug gab es in den 80ern genug.
Florian Bayer: Und in den
Johannes Franke: 90ern. Und in den 2000ern. Und die ganze Zeit.
Florian Bayer: Und es ist, also, diesen Podcast, diese Episode mit Jonathan Nolan kann man sich echt anhören. Das ist ganz spannend, weil er redet auch so ein bisschen über seine Beziehung mit Christopher. Und Redet ein bisschen über Memento, was da die Schwierigkeiten waren. Aber dann auch über Batman, was sie da für Pläne hatten. Batman Begins, dass das so eine große Herausforderung für ihn war. Es ist wirklich hörenswert. Hört euch das an. Ich weiß nicht mehr, wie der Podcast heißt. Aber wenn ihr Jonathan Nolan bei Spotify oder Apple Podcast sucht, dann findet ihr ziemlich schnell genau dieses Gespräch.
Johannes Franke: Es gibt übrigens von Chris Nolan dieses eine Video, wo er an einer Tafel verzweifelt versucht, den Film, die Struktur zu erklären.
Florian Bayer: Ich habe es leider nicht gesehen.
Johannes Franke: Ich find's so süß, ich hab ihn gesehen und ich hab gedacht, er versucht die ganze Zeit irgendwie nochmal zu greifen, wie, was, er struggelt selbst irgendwie und das ist super süß und er versucht aber auch nicht. den Film zu sehr zu erklären. Nicht wie so ein Künstler vor seinem eigenen Gemälde zu stehen und zu sagen, also der Künstler hat sich Folgendes gedacht und dann das Ganze so auszubreiten, sondern sich nur auf die Struktur zu konzentrieren. Und deswegen stolpert er, glaube ich, auch immer mal wieder, weil er denkt, nee, das sollte ich jetzt, die Richtung lasse ich lieber. Ich gehe lieber wieder in die Struktur rein, statt in den tatsächlichen Film.
Florian Bayer: Das Geile ist ja, wenn du Memento Structure suchst, dann findest du zahllose Bilder. Jeder hat sich daran mal versucht. Und es ist ja auch tatsächlich die Struktur. Wir haben vorhin schon kurz drüber gesprochen, die Struktur hat eine gewisse Komplexität, weil sie nicht nur rückwärts erzählt ist, sondern weil es dazwischen immer diese Szenen gibt, diese Hotelmomente, wo wir eigentlich nur einen Monolog haben. Und der Monologisierende hat diese Rhythmen drunter und das sind 30 Sekünder, die sind richtig kurz. Und die werden vorwärts erzählt, da wird was vorwärts erzählt. Und während das andere rückwärts erzählt wird und dann in der Mitte, am Ende des Films, in der Mitte der Handlung, aber am Ende des Films fürs Publikum, treffen sich die beiden und alles ergibt einen Sinn. Und es ist, Podcast ist ja noch schwerer, versuch das mal auf Audio-Ebene irgendwie klar zu machen, was da passiert. Es ist halt wirklich ein schönes Band, das da geschlossen wird und es ist, ganz unabhängig davon, wie intelligent man die Story findet, es ist eine unglaublich clevere Strukturierung, weil beides zu einem Endpunkt führt.
Johannes Franke: Ja, ich finde diese Vorwärts-Sache. unglaublich wichtig in der Inszenierung. Ja. Weil ich glaube, dass du dir damit ein Stückchen Glaubwürdigkeit zurückholst. Weil du in der rückwärts erzählten Geschichte die ganze Zeit diesen Narrator hast, dem du nicht glauben kannst. Der unreliable as fuck ist. Ja. Und dann brauchst du wenigstens eine Ebene, die so ein bisschen mehr das Gefühl gibt, okay, das ist schwarz-weiß, das ist wie so ein Interview, das ist sehr geradeaus erzählt und es scheint... in der Zeit voranzuschreiten und nicht rückwärts zu laufen. Da habe ich ein bisschen was, woran ich mich festhalten kann.
Florian Bayer: Es hilft ja auch ungemein zu verstehen, wann die nächste Sequenz anfängt. Du weißt immer, sobald dieses Schwarz-Weiß-Moment kommt, sobald diese Hotelmusik einsetzt, weißt du, jetzt kommt ein Stück von diesem Vorwärts-Teil und danach weiß ich, wird eine Sequenz kommen, die vor der Sequenz spielt, die ich gerade gesehen habe. Das hilft mir. Und da ist Nolan auch sehr gut. Nolan ist ein intellektueller Filmmacher, kann man sagen, finde ich. Auch wenn teilweise wird ja auf ihn geschimpft, dass er so pseudintellektuell wäre und so weiter. Er ist ein intelligenter Filmmacher, er hat was Akademisches an sich. Er ist unglaublich gut darin, an diese Räder, die er spannt, Stützräder zu bauen und seinem Publikum zu helfen. Also er macht es manchmal weniger elegant, zum Beispiel bei Inception, wo er einfach sagt, so und jetzt haben wir am Anfang, 30 Minuten wird alles erklärt, was passiert, damit ihr euch nachher einfach nur auf die Action konzentrieren könnt. Oder in Tenet, wo er sagt, okay, ich erkläre es während des gesamten Films, es wird einfach während... die ganze Zeit über geredet, aber ich mache einen ganz fiesen Soundtrack drüber, damit man kein Wort versteht.
Johannes Franke: Ich habe den Film immer noch nicht gesehen, aber es muss schlimm sein.
Florian Bayer: Es ist total schrecklich. Ich verstehe diese Entscheidung nicht. Warum, wenn du Dialoge hast, die wichtig sind für die Handlung, warum machst du die ganze Zeit dabei Das macht keinen Sinn.
Johannes Franke: Das ist ja auch wirklich Nolan-innerent, oder? Das ist doch etwas, was er wirklich reingebracht hat ins Kino, wo alle fluchen. Es ist wirklich hart. Dieses Dröhnen, was immer alles überschattet.
Florian Bayer: Nolan ist auch verantwortlich für diese Trailer. Es gibt ja so eine sehr spezifische Form von generischem Trailer, den wir mittlerweile überall sehen. Nolan hat damit angefangen. In aller Welt. Genau. Vor unserer Zeit. Und dann dieses Dröhnen. Und dann. Und es hat sich so ein bisschen abgenutzt. Aber wir können es Nolan nicht vorwerfen, weil Nolan kann Pathos. Nolan kann Action und Pathos.
Johannes Franke: Ja. Weißt du, was das Geile an diesem Film ist? Was ich glaube, dass Christopher Nolan einmal zu früh abgebogen ist in der Inszenierung, in seinem Leben, einfach in seinem Schaffen. Nach diesem Film hat er irgendwie es nicht geschafft, das zu übernehmen, dass das so herrlich effektfrei funktioniert.
Florian Bayer: Es gibt eine Spannung in diesem Setting, die das Publikum ständig auf den Beinen hält. Eine Anspannung, könnte man auch sagen. Er langt durch das Versprechen auf Auflösung. Und Memento liefert. Er löst auf, und was viel wichtiger ist, er löst auf, indem seine Struktur niemals willkürlich, sondern immer mitgedacht ist. In der Handlung, im Schnitt, in der Struktur und vor allem im Umgang mit Filmchenkonventionen. Johannes, haben die Struktur und Story von dem Film genauso wie mich nochmal fesseln können, wie vor mittlerweile über 20 Jahren?
Johannes Franke: Tja, das ist eine gute Frage. Ich finde, dass dieser Film immer noch ein absoluter Mindfuck ist. Das muss man einfach sagen. Man hat auch immer mal so, wenn man den Film schon mal gesehen hat, so ein bisschen diese Late-Back-Profi-Haltung. Ich weiß ja, was alles los ist. Das ist kein Problem. Also komm, Film, gib mir alles, was du hast. Und dann gibt er dir alles und du denkst wieder, oh scheiße, Moment, wie war das jetzt noch?
Florian Bayer: Ich glaube, ich bin mittlerweile an dem Punkt, wo ich den Film oft genug gesehen habe, dass ich wirklich genau weiß, was passieren wird. Also zumindest so im Groben. Und dass ich die Story auch... vorwärts denken kann, weil ein ganz wichtiger Fun-Fact zu diesem Film. Memento ist der Film, der mutmaßlich meinen DVD-Player vor ungefähr 15 Jahren gecrashed hat.
Johannes Franke: Nein. Ja. Wie hat er das geschafft?
Florian Bayer: Also von Memento wurde eine Special Edition veröffentlicht, der DVD. Sowohl im Amerikanischen als auch im Deutschen. Ich habe nicht das Amerikanische, aber ich habe auf jeden Fall die DVD in Deutsch, deutsche DVD, die als Easter Egg die Option bietet, den Film in vorwärts zu spielen. Also so zu spielen, wie quasi, wenn man die Szenen vorwärts chronologisch abspielen würde.
Johannes Franke: Oh Gott, nein.
Florian Bayer: Und jetzt ist das Ding aber natürlich, DVD-Player sind digitale Medien, aber die haben auch einen harten mechanischen Kern. Wenn du eine DVD, wenn du in Kapiteln skippst, dann hörst du über dieses wie kurz gesucht wird nach dem Kapitel. Wenn du einen Film hast, der aus so vielen Segmenten besteht, wie viel sind es? 21 vorwärts und 21 rückwärts Segment, so um den Dreh, dann muss dieser Film sehr oft groß werden. machen. Sprich, alle 30 Sekunden oder alle 5 Minuten, je nachdem, ob du gerade vorwärts oder rückwärts geguckt hast, wird einmal ordentlich gedreht. Und ich fand das voll witzig und habe mir diesen Film dann angeguckt in der chronologischen Reihenfolge. Darauf kommen wir auf jeden Fall später noch zu sprechen, wie gut der Film dann noch ist. Auf jeden Fall war danach mein DVD-Player nicht mehr derselbe und er hat deutlich länger gebraucht. Um Kapitel zu finden oder zu Kapiteln zu springen. Ich kann es nicht beweisen. Das war ein altes Gerät. Ich war ein Student. Ich habe irgendwie ausgegeben, der hat nicht viel gekostet. War irgendwelcher Trash aus, keine Ahnung. Auf jeden Fall keine Marke stand da groß drauf. Aber das war dann bis zu dem Punkt, wo er dann ein halbes Jahr später, vielleicht auch ein Jahr später unbenutzbar war, weil er einfach nicht mehr die Spur gefunden hat, auf die er eigentlich wollte. Und die CD... Du hast die CD so ewig tränen gehört.
Johannes Franke: Oh mein Gott.
Florian Bayer: Ich gebe mir mental die Schuld. Ich weiß nicht, ob es stimmt. Könnte aber sein.
Johannes Franke: Könnte sein. Wir sollten auch darüber reden, ob das ein Sakrileg ist, diesen Film einfach mal umzuschneiden und zu sagen, nein, wir gucken uns den jetzt in der richtigen Reihenfolge, in Anführungsstrichen der richtigen Reihenfolge an und wanken darüber, ob das dann noch ein guter Film ist oder nicht. Das hast du schon angedeutet, Flo. Ich weiß nicht, ob wir das wirklich machen sollten.
Florian Bayer: Ich habe es in meinem Intro ja schon gesagt, das wirklich Wesentliche von der Struktur von Memento ist halt einfach, dass diese Rückwärtserzählung mitgedacht wird. Und dass wir dadurch einfach so eine Struktur haben, die es schafft, so eine gewisse Spannung zu erzeugen. Natürlich mit den ganzen Überraschungen, dieser Film steckt voller Plottwists, mini Plottwists, wir haben ständig Szenen, wo wir uns fragen, ah, wie kommen wir da hin? Oh, ich bin sehr neugierig, ich will wissen, wie das passiert ist. Und er beantwortet alle Fragen, das ist ziemlich geil. tausende Minifragen, die alle so nach und nach eröffnet werden. Warum hat er das geschrieben? Warum hat er sich das tätowiert? Was ist da passiert? Warum ist er diesem Dot hinterher und so weiter? Und die Antworten sind manchmal trivial. Wenn man ihn dann in der richtigen Reihenfolge guckt, stellt man tatsächlich auch fest, wie trivial diese Story eigentlich ist. Es ist halt doch, der ganze Film ist ja so in einer sehr kondensierten Zeit. Es passiert relativ wenig. Wir haben diese 5-Minuten-Häppchen, wenn man die zusammenführt, ist es halt auch nur irgendwie so ein 60-Minuten-Film.
Johannes Franke: Okay. Weil man die ganzen Wiederholungen rausnimmt, oder was?
Florian Bayer: Wenn man die Wiederholungen rausnimmt, auch einfach, weil, ich hab's jetzt nicht genau gezählt, aber wir haben auch sehr viele von diesen Happen, die nur drei, vier Minuten lang sind. Der Film findet über zwei Nächte statt, aber trotzdem sind die wesentlichen Happen, passieren ja nur in Minuten. Und für uns als Publikum fühlt sich die Zeit aber deutlich länger und ausgedehnter an, einfach weil wir nicht wissen, was davor passiert ist, weil wir W. Lennart im Dunkeln tappen.
Johannes Franke: Aber findest du tatsächlich, dass die Story so trivial ist? Hast du sie nochmal vorwärts geschaut?
Florian Bayer: Nee, ich habe sie jetzt nicht nochmal vorwärts geschaut, weil tatsächlich es auch ein bisschen sakrileg ist, weil die Struktur, dieses Rückwärts erzählen, finde ich, ist auch wirklich zentral für die Story. Na, trivial ist es erstmal so aus der Perspektive, hier jagt jemand einen Killer und wird von jemandem auf eine falsche Fährte geführt. Der tolle Plottwist ist natürlich, dass er von sich selbst auf die falsche Fährte geführt wird.
Johannes Franke: Ja, ja, ja,
Florian Bayer: gut. Die ganze Zeit ist die Frage, wer verarscht hier den? Wir wissen, jemand verarscht ihn. Ja. Eigentlich verarschen ihn alle. Aber der, der ihn am meisten verarscht, ist erst der Held.
Johannes Franke: Das finde ich einen der besten Plot-Twists, muss ich sagen.
Florian Bayer: Ein großartiger Plot-Twist ist er. Ich weiß noch, den habe ich, als ich den das erste Mal im Kino gesehen habe und wirklich während des Films versucht habe, alles zusammenzuhalten. Und dann kommt diese Schlussszene und wir erfahren, oh krass, er hat das geschrieben. Oh wow, er will Teddy töten, weil Teddy ihn als korrupter Cop die ganze Zeit benutzt hat, um Dealer zu töten. Das ist schon ziemlich geil und es haut schon voll rein.
Johannes Franke: Es ist schon krass. Aber es stimmt, es hängen schon viele Sachen dann so in der Luft, die... so Scheinkomplexität bringen, weil du es rückwärts erzählst und du nicht alle Punkte ordentlich verknüpfen kannst, wie beim Vorwärtserzählen, hast du das Gefühl von Komplexität und dieses Gefühl verschwindet natürlich, wenn du es andersrum schaust. Ich finde trotzdem die Story an sich, auch vorwärts erzählt, gar nicht so schlecht.
Florian Bayer: Es ist halt, also was es halt wirklich ist, es ist so ein wirklich cleveres, whodunit, Mörder-Mystery. Ja. Das Problem ist halt, wenn man es vorwärts erzählt, dann ist dieses Whodunit-Element weg. Agatha Christie-Filme verlieren auch sehr an Wirkung, wenn man vorher weiß, wer der Killer ist. Und das ist, wenn man hier vorwärts erzählt, weiß man halt alles.
Johannes Franke: Das Ding ist, wenn man es vorwärts erzählen würde, wollen würde als Regisseur, dann würde man es ja auch anders aufbauen. Dann würde man ja auch das Geheimnis irgendwie anders hüten. Die Frage ist halt, und deswegen ist es vielleicht... Kein reiner Gimmickfilm, auch wenn ich das am Anfang dachte. Ich saß da wirklich nach dem Film da und hab gedacht, ja, wenn man das jetzt wegnimmt, eben dieses Gimmick wegnimmt, dann ist es dann immer noch ein guter Film. Und wenn es kein guter Film ist, dann ist es doch ein reiner Gimmickfilm. Das war mein Gedanke. Und ich finde den aber gar nicht so richtig. Weil Agatha Christie hat es ja nicht umsonst so gemacht. Das ist ja auch kein reiner Gimmick, dass du den Leuten nicht von Anfang an sagst, wer der Mörder ist. Das ist ja kein blödes Gimmick, sondern das ist eine ganz normale... dramaturgische Entscheidung. Und hier ist das halt, das Rückwärtserzählen, eine ganz normale dramaturgische Entscheidung. Obwohl ganz normal vielleicht das falsche Wort ist.
Florian Bayer: Ich finde halt tatsächlich auch, also es ist auch allein deswegen nicht Gimmick, weil es uns wirklich reinzieht. Ich finde dieses Gefühl von Lennart, wie fühlt sich Lennart auf seiner Suche? Diese fehlende Orientierung, dieses, oh mein Gott, wo komme ich überhaupt gerade her? Die fühlen wir mit. Und es gibt ja diesen einen großen Satz so, ah, wenn du das hast, dann weißt du vielleicht, was du als nächstes tun wirst, aber du weißt nicht, was du als letztes getan hast.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und das ist natürlich perfekt in dieser Rückwärtserzählung, weil es gibt immer so dieses, ja, wir wissen, was er als nächstes tun wird, weil er es wahrscheinlich auch irgendwie weiß. Ja, er wird diesen Dot jagen, beziehungsweise vor ihm wegrennen, wenn er herausgefunden hat, wer hier wen jagt.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und wir wissen, dass er als nächstes losfahren wird, um Teddy zu töten, aber wir wissen nicht, warum. Und das wird halt nach und nach, ist dann hingeworfen.
Johannes Franke: Ja. Wir müssen auf jeden Fall über diese Krankheit noch reden. Ja,
Florian Bayer: auf jeden Fall, definitiv.
Johannes Franke: Also, krasses Teil.
Florian Bayer: Und ihr liebes Publikum, ihr hört uns heute kämpfen. Wir werden das auch ein bisschen transparent machen, nicht 100% transparent.
Johannes Franke: Nein, nein,
Florian Bayer: tu es nicht an. Wir denken die ganze Zeit tatsächlich über die Struktur von dem Film nach und natürlich auch über die Struktur von dem Podcast, weil, ja, wenn ihr an dem Punkt, an dem ihr das hört, werdet ihr schon wissen, was die Struktur dieses Podcasts ist und werdet...
Johannes Franke: Es sei denn, wir haben uns umentschieden,
Florian Bayer: Florian. Es sei denn, wir haben uns umentschieden. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Also ich finde die Struktur, ja die Struktur ist ein Gimmick. Ich habe auch ein sehr hartes Urteil über diesen Film gehört und zwar hat jemand gemeint, dieser Film hat Spaß daran, dich klug fühlen zu lassen. Du fühlst dich gut, weil du diesen Film geguckt hast und deswegen mögen die Leute diesen Film.
Johannes Franke: Aber das ist Christopher Nolan in der Rente.
Florian Bayer: Das ist das, was Christopher Nolan ja oft vorgeworfen wird, dass er so ein bisschen Thinking Man Action Filme macht mit Betonung auf Man. Wir haben in unserer... Wir haben in unserer Mama-Mir-Episode von letzter Woche schon festgestellt, dass Christopher Nolan offensichtlich ein Händchen dafür hat, Filme von Frauen oder Überfrauen mit starken Frauen an der Kinokasse auszustechen, indem er seinen nächsten manly, manly Blockbuster herausbringt.
Johannes Franke: Was ihm mit Oppenheimer nur so halb gelungen ist.
Florian Bayer: Den ich noch nicht gesehen habe, aber das werden wir bald ändern.
Johannes Franke: Das werden wir noch ändern. Ich finde diese Struktur. Ist natürlich für die Krankheit total geil. Du hast sofort das Gefühl, dass du genau das erlebst, was die Figur erlebt.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Und das finde ich halt toll. Natürlich. Großartig. Und deswegen ist es schon kein Gimmickfilm, sondern eine dramaturgische Entscheidung. Und es ist nicht so, dass dieses Gimmick so selten verwendet wird. Es gibt von Seinfeld eine Episode, die rückwärts erzählt wird. Star Trek hat das garantiert auch gemacht. Also es ist nicht ganz neu.
Florian Bayer: Und nachher, wenn wir noch zu Christopher Nolan kommen, der hat das ja auch sehr oft in seiner Karriere gemacht, dass er dann Filme, die nicht so ein Thema haben, trotzdem mit heiklichen Sprüngen oder mit Rückblenden und so weiter erzählt hat. Es ist auch einfach ein schönes Tiermittel. Klar, es bringt eine gewisse Komplexität in dem Film. Man kann sagen, es ist dann nur so Komplexität um ihrer selbst zu finden. Also das ist, glaube ich, der letzte Film, den man das vorwerfen könnte, weil es einfach Sinn macht in dieser ganzen Handlung. Und hands down, Rätseln macht einfach furchtbar viel Spaß. Und du sitzt die ganze Zeit in diesem Film und rätselst.
Johannes Franke: Ja. Es ist schon so, dass man am Ende noch ein bisschen unzufrieden zurückgelassen wird, weil schon viele Sachen sich nicht zusammenbasteln lassen, einfach so beim ersten Gucken. Du musst schon auch recherchieren, um dann zu verstehen, was will dieser Detektiv und ist der überhaupt Detektiv? Wir müssen über die Figuren nachher genauer reden.
Florian Bayer: Ja, auf jeden Fall darauf.
Johannes Franke: Wer, was, warum und finden wir das geil oder finden wir es nicht geil.
Florian Bayer: Aber findest du tatsächlich, dass im Film selbst in der Erzählung Fragen offen geblieben sind? Weil ich hatte das Gefühl, der Film ist... und das ist auch so ein neuer Ding, ist extrem, extrem darauf aus, alle Fragen zu beantworten und zu sagen, ich habe hier ein rundes Gesamtpaket geschaffen. Du weißt jetzt, wer, jetzt hätte ich fast netten Ryerson gesagt, aber du weißt, wer Sammy Jenkins war, du weißt, was mit seiner Frau war, du kriegst hier alles präsentiert und ja, du kannst den Zweifel noch haben, aber... Natürlich,
Johannes Franke: das ist das große Problem, weswegen ich glaube, dass ich die ganzen Sachen nicht unbedingt zusammenbringen kann, nämlich, dass Christopher Nolan... Im Gegensatz zu den anderen Filmen, die er nachgemacht hat, wo ich dir recht gebe, dass er ganz viel Wert darauf legt, dass am Ende alles klar ist. Bis auf der blöde Kreisel, der da bis zum Ende kreiselt und nicht aufhört, weil er will das offen lassen. Aber hier in diesem Film, inhärent ist der Narrator, dem man nicht glauben kann.
Florian Bayer: Ja, da gebe ich dir vollkommen recht.
Johannes Franke: Und deswegen glaube ich so wenig von dem Film. Und deswegen glaube ich auch Teddy am Ende nicht, wenn er seine Geschichte erzählt.
Florian Bayer: Man kann keiner der Figuren in diesem Film trauen, aber der Film präsentiert sich so, dass ich ihm traue. Das heißt, ich weiß, es wird ganz viel gelogen in diesem Film, es wird ganz viel in die Irre geführt, aber ich weiß, wenn dieser Film sagt, ich setze jetzt einen Punkt Wahrheit, dass das dann auch die Wahrheit ist. Zum Beispiel in diesen Flashbacks von Lennart, wenn er erfährt, oh, meine Frau hatte Diabetes, oh, ich bin für den Tod meiner Frau verantwortlich mit den Spritzen, dann werden die Flashbacks so eindeutig gesetzt, dass ich dem Film traue. die ganzen falschen Fährten und die Lügen davor, dass die weg sind, weil der Film dann doch in Wahrheit verkündet.
Johannes Franke: Ist das wirklich so? Weil ich weiß nicht, ob es Jimmy, nee, wie heißt er? Sammy? Das ist so. Die Namen von, also dieser Film hat wirklich kein Händchen für Namen. Jimmy, Teddy, die heißen alle ähnlich. Und Sammy, der nur in den Rückblättern auftaucht, als Fall, den er als Versicherungsdinges hatte, ob der wirklich existiert hat oder nicht? oder ob der wirklich nur Stand-In für seine Krankheit ist, das wissen wir nicht. Es wird uns nicht erzählt.
Florian Bayer: Es wird nicht 100% erzählt, aber dieser Sammy Jenkins, wie dieser reale Sammy Jenkins war, ist auch für die Auflösung der Geschichte komplett irrelevant. Weil klar ist, ganz viel, was dieser Sammy Jenkins war oder was Leonard über diesen Sammy Jenkins erzählt, ist er selbst.
Johannes Franke: Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Und das ist das Wesentliche. Und ob Sammy Jenkins jetzt ein Betrüger war, wie Teddy sagt, der quasi die Krankheit, die Leonard dann später hatte, gefakt hat, was für ein... Koinzidenz, ne?
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Das ist schon so ein bisschen an der Glaubwürdigkeit gekratzt. Oh, du hast also ein paar Jahre, bevor du diese Krankheit gekriegt hast, hattest du jemanden, der diese Krankheit gefakt hat. Ist aber tatsächlich nicht so relevant, weil relevant ist halt, und das glaube ich dem Film total, Lennarts Frau hatte Diabetes, Lennart hat seine Frau umgebracht, also die Geschichte, die er von Samson Jenkins erzählt, er war in dieser Institution und saß da und hatte keinen Sinn mehr im Leben. korrupter Cop kriegt das irgendwie mit, kriegt mit, dass der die ganze Zeit was forscht und hilft ihm vielleicht sogar tatsächlich. Wenn wir nachher zu den Figuren kommen, können wir noch sagen, wie böse und wie gut sind diese Figuren. Und dann kommt er aber raus und dann jagt er den Mörder seiner Frau. Nicht den Mörder seiner Frau, sondern den Mann, der ihm das angetan hat, dass er diese Erinnerungslücken hat, findet ihn, tötet ihn und wir wissen nicht, wie oft, aber offensichtlich ist er nicht zufrieden damit, weil er es vergisst und Teddy beziehungsweise John Gamble, wie er Polizisten Wirklichkeit heißt, fährt deswegen mit ihm durch die USA in kleine Städtchen, nimmt da Drogendealer-Hops, hasst dir das Geld ein, lässt Länder die nach und nach umbringen, bis Länder das herausfindet, was unsere Filmhandlung in Gang setzt und liest. Mit diesem Wissen kann ich nicht leben. Du wirst nicht mit diesem Wissen leben, du wirst es vergessen. Genau. Deswegen werde ich jetzt Teddy töten und der Film geht dann darum, dass er von sich auf die falsche Fährte geführt wurde, dass Teddy der eigentliche Killer wäre und von sich nach und nach dazu gebracht wird. Teddy dann am Schluss zu töten. Ende der Handlung. Ich finde, das ist alles klar und offen.
Johannes Franke: Ich finde, dass es absolut nicht klar ist, weil der Narrator, also der Erzähler der Geschichte diese Krankheit hat und deswegen nichts davon wirklich, also der Film erzählt einem ja ständig, diese Zettel, die er sich da schreibt, sind nicht verlässlich. Es ist einfach nicht, obwohl wir ihm glauben wollen und wir uns auch die ganze Zeit denken, ja, irgendwie hat er eine clevere Methode gefunden, aber wir merken dann doch irgendwann, ne, das geht nicht auf. Und deswegen geht auch ganz vieles von dem, was mir erzählt wird, für mich erstmal so in einen temporären Ordner. Weißt du? So wie so ein Computer, der es einfach in den Temp-Ordner speichert und sagt, wenn ich es nochmal gebrauchen kann, gucke ich mal, ob es noch da ist. Aber inzwischen ist es wieder gelöscht, weil ich andere Informationen gebraucht habe. Es ist einfach so, dass mein Hirn sagt, glaub dem allen nicht und dann kann er am Ende keine Dots mehr verbinden, weil die nicht mehr da sind.
Florian Bayer: Um die Archivierungsmetapher noch ein bisschen weiter zu strapazieren. Für mich hat der Film genug Tätowierungen, die so eindeutig sind. Und wir wissen, ganz viel ist unzuverlässig. Und das wird ja auch thematisiert. Unser Protagonist selbst hat offensichtlich Fotos verbrannt, Seiten geschwärzt, wo möglicherweise war er das, der die Seiten geschwärzt hat, Zettel vernichtet. Und ja, das macht der Film gelegentlich auch. Aber letzten Endes, finde ich, gibt es so ein paar harte Fakten, die für mich so präsentiert werden, dass ich sage, ja, das ist es. Da gibt es auch keine offenen Fragen mehr. Und ja, das ist glaube ich auch so ein Nolan-Ding. Dieses Nolan glaubt an die Intelligenz seines Publikums, aber Nolan glaubt nur bedingt an die Intelligenz seines Publikums und neigt deswegen dazu, Overexplaining zu betreiben.
Johannes Franke: Es ist folgendermaßen. Nolan hat es selbst gesagt. Das Ende, alle Leute sind sich immer sicher, aber er wollte eigentlich, dass die Leute am Ende eben nicht Teddy glauben. Er wollte diesen Zweifel so weit behalten.
Florian Bayer: Das ist ihm nicht gelungen.
Johannes Franke: Ich finde, es ist ihm total gelungen. Deswegen finde ich es auch geil, weil ich wirklich am Ende sitze und sage, Teddy, du kannst mir alles Mögliche erzählen, das stimmt alles nicht. Dieser arme Typ hat diese Krankheit und du erzählst ihm jetzt gerade allen möglichen Scheiß, egal was dir gerade in den Sinn kommt, du erzählst es ihm, er hat es sowieso vergessen demnächst. Also kannst du ihm die nächste Idee auftischen, die nächste Geschichte auftischen. Ob das jetzt stimmt oder das nächste stimmt, ist vollkommen irrelevant am Ende, weil es jede andere Story sein könnte. Es funktioniert so nicht. Mein Gott, was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh mein Gott, Johannes. Ja? Ich befürchte, wir befinden uns in einer Selbstprobe.
Johannes Franke: Oh nein!
Florian Bayer: Shit! Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Gespräch können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind. Also auf Spotify oder Apple oder sowas.
Florian Bayer: Beam, whatever, was ihr auch nutzt.
Johannes Franke: abonnieren und anderen sagen, dass sie uns abonnieren wollen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau. Und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an eure Feinde oder eure Nachbarn oder so.
Florian Bayer: Und wenn ihr uns Feedback geben wollt, wir freuen uns total über jeden Kommentar an johannes.mussmannsehen.de oder florian.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Genau. Schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah,
Florian Bayer: das soll schnell durchkommen. Ja, jetzt schnell raus,
Johannes Franke: schnell wieder zurück ins Gespräch.
Florian Bayer: Ich glaube Teddy in diesem Moment. Und es liegt daran, dass wir zumindest in diesem Moment ein bisschen anderen Teddy haben. Und zwar einen Teddy, der sogar Mitleid hat mit Lennart. Und es geht sogar so weit, dass ich Teddy abkaufe, dass er von Anfang an, dass er am Anfang, er ist ein korrupter Kopf, er ist ein korruptes Arschloch, ganz eindeutig. Ich meine, sie haben den Bösewicht aus Matrix genommen. Muss so sein. Aber ich glaube trotzdem, dass Teddy... auch helfen wollte. Dass Teddy durchaus irgendwo in seinem Herzen ein Stück Mitleid für Leonard hat. Und dass er ihm wirklich ernsthaft geholfen hat, den wahren John Chee zu töten. Und dass er jetzt von ihm profitiert, aber auch ein bisschen Mitleid mit ihm hat. Nicht nur als Schäfchen, sondern auch ein bisschen als Freund betrachtet.
Johannes Franke: Aber woraus nimmst du das? Du nimmst das nur aus dem letzten Monolog, den er hält. Den zaubert er so dermaßen aus dem Hut.
Florian Bayer: Nicht nur der letzte Monolog. Es sind so ein paar Gespräche zwischen Teddy und Leonard. Es gibt immer mal wieder so diese Momente, Das Problem bei Teddy ist ja grundsätzlich, du siehst Teddy zum ersten Mal. Okay, der Film beginnt damit, dass Teddy umgebracht wird als der mutmaßliche Mörder. Aber während dieser ganzen Zeit ist der Film ja immer so ein bisschen mit diesen Vibes, oh, da hat Leonard vielleicht den Falschen umgebracht. Die schweben mit in dem Film. Und gleichzeitig siehst du Teddy und du traust dir nicht. Du siehst Teddy und denkst, das ist ein Schurke. Dieses Grinsen, dieses Augenzwinkern, diese Geräusche. Teddy ist eine nervige Sau. Teddy nervt auch, wenn er nicht ein Schurke ist. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Teddy ist einfach ein Arsch. Niemand will mit Teddy befreundet sein. Und doch gibt es immer wieder diese Momente, wo Teddys Stimme ein bisschen ruhiger wird. Wo er mit Leonard redet, wo er sagt, okay, komm, geh wenigstens ins Hotel. Hier, guck mal, da im Hotel, da kannst du übernachten. Wo du das Gefühl hast, Teddy ist nicht nur der astreine Bösewicht. Teddy ist ein Killer, Teddy ist ein korruptes Schwein, keine Frage, aber Teddy hat auch ein Herz.
Johannes Franke: Unter dem Ganzen, was er so empfiehlt, hier geht dieses Hotel und so weiter, hier schreib auf, dass du ihr nicht trauen kannst. Das... Also wirklich, mach jetzt gerade große Augen. Also glaubst du dem wirklich? Ich denke die ganze Zeit, Alter, du versuchst nur in Richtungen zu schubsen, die dir irgendwie helfen.
Florian Bayer: Das Geile ist ja dieser Running Gag, dass Teddy immer versucht, an dieses Auto ranzukommen, wo das Geld drin ist. Es gibt zig Gespräche zwischen den beiden, wo Teddy sagt, okay, und übrigens mein Auto. Und das ist mein Auto hier, ich habe ein Foto davon.
Johannes Franke: Wie krass ist das? Es ist super süß. Und man denkt aber die ganze Zeit, wenn du so genial gut darin bist, die richtigen Knöpfe zu drücken, wieso hast du das Auto längst nicht zurück?
Florian Bayer: Teddy ist nicht genial. Das ist ja das Ding. Ich glaube auch tatsächlich, ich weiß auch gar nicht, wie groß diese Killing, diese Mordphase war, wo die beiden unterwegs waren.
Johannes Franke: Ein
Florian Bayer: Jahr. Ein Jahr.
Johannes Franke: Es wird gesagt, dass es ein Jahr her ist.
Florian Bayer: Wie viele kleine amerikanische Städte kannst du in dieser Zeit besuchen?
Johannes Franke: Also es ist schon, du kannst ja schon viel machen.
Florian Bayer: Ich finde halt, also Teddy... Teddys Motivation während des Films ist ja, er will zum einen an das Geld kommen, er weiß, in dem Auto ist das Geld. Und er will vor allem, dass Lennart nicht rumläuft, wie der Typ, den er gerade umgebracht hat. Er will, dass Lennart diesen schicken Anzug auszieht. Und er will, dass Lennart dieses Auto los wird, aus gutem Grund, weil er weiß, dass Natalie und Dot, dass die beide, wenn die Lennart so sehen, denken, was hat der gemacht.
Johannes Franke: Tun sie ja auch.
Florian Bayer: Genau, und die wissen ja auch beide von seinem Zustand.
Johannes Franke: Was mir übrigens erst viel zu spät aufgefallen ist, dass Natalie, zu der wir ja vielleicht auch gleich kommen können, wenn wir schon so bei den Personen sind, dass die über den Anzug, den er anhat und das Auto, das er fährt, ja erst ihn anschaut und denkt, Alter, wo ist mein Kollege? Was hast du mit diesem Typen gemacht?
Florian Bayer: Ihr Freund. Das ist total krass. Sie geht zum Auto und denkt so, ah, da ist Jimmy. Sie sagt ja auch, hey, Jimmy.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Und dann sitzt da jemand, hat den Anzug von Jimmy an. Und sitzt in seinem Auto. Wie gruselig ist das denn?
Johannes Franke: Und die Tragwürde weiter wird mir natürlich überhaupt nicht klar, weil ich nicht weiß, was vorher war, sondern nur weiß, was nachher passiert. Und ich bin ja im Film viel mehr mit ganz anderen Sachen beschäftigt, wenn mir das dann klar werden könnte. Da bin ich ja in einer ganz anderen Situation. Das heißt, da rückwärts zu verbinden, die Dots, ist einfach wahnsinnig schwer, weil der Film dich ja vor die nächste Herausforderung setzt. Da kannst du keine Zeit... die Dots, die da hinten irgendwo gelegt waren, ein noch ein zusammen zu verbinden. Das ist eigentlich so ein Film,
Florian Bayer: der die ganze Zeit von dir verlangt, dass du dich wirklich an Sachen erinnerst, die vorher passiert sind und sagst so, ah, deswegen war das so. Deswegen hat Natalie auch so eine Abneigung gegen ihn.
Johannes Franke: Deswegen hat sie diese blöde Szene da und sagt, ich werde dich benutzen und ich werde dich so dermaßen auszutschen. Ich finde das eine krasse, eine tolle Szene. Vor allem, weil der Übergang zu der Szene davor natürlich reinhaut. Natürlich.
Florian Bayer: Finde einen Stift, finde einen Stift. Was ist passiert? Schreib auf, was passiert ist. Schreib auf, was passiert ist. Was ist passiert?
Johannes Franke: Und dann kommt sie rein. Wie sie da im Auto sitzt.
Florian Bayer: Und ihn böse ankommt.
Johannes Franke: Und ihn so anschaut und das, also wirklich so richtig der Bösewicht, der da sitzt und vor sich hinkritzt und genau weiß, jetzt kommt gleich mein Moment. Krasse Scheiße.
Florian Bayer: Und lass mich auch an dieser Stelle wieder Devils Advocate sein. Noch mehr als bei Teddy. Natalie hat ihre guten Seiten.
Johannes Franke: Ja, das würde ich auch sagen.
Florian Bayer: Und Natalie ist auch, also wenn wir uns in Natalie reinversetzen. Ihr Freund ist weg. Sie weiß nicht, wo ihr Freund ist. Sie weiß, dass ein Typ mit seinem Wagen rumfährt und diese Condition hat. Und sie weiß, dass offensichtlich irgendein Polizist vorher rumgeschnüffelt hat. Ich glaube übrigens, dass sie Teddy tatsächlich nicht kennt.
Johannes Franke: Ja, okay.
Florian Bayer: Und sie hat Ärger mit diesem Dot, der halt das Geld von ihrem Freund haben will. Sie ist echt in einer scheiß Situation. Ja. Und ja, sie benutzt Leonard in dieser Situation. Ja. Sie will ihn benutzen, um Dot loszuwerden. Nachdem sie Dot losgeworden ist, ist sie ja voll zärtlich und nett zu ihm. Sie tut ihm diesen Gefallen mit der Licenseplate. Und als ich den Film, ich glaube, so beim ersten, zweiten Mal vielleicht, als ich den Film gesehen habe und noch nicht so die Story verinnerlicht hatte, habe ich überlegt, macht sie das, weil sie Teddy eins reinwirken will? Ich glaube nicht. Ich glaube, sie will ihm wirklich helfen, weil sie kennt diesen Teddy nicht. Und sie weiß und sie hat ihm einfach, sie hilft ihm einfach. Und sie sagt auch, wir beide sind Überlebende. Ich kaufe ihr voll ab, wenn sie sagt, erinnere dich nochmal an deine Frau. Dass sie das schön findet, wenn er über seine Frau redet. Dass sie da irgendwie, dass sie Mitleid mit ihm hat.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und dass sie von diesem Ich-benutze-dich-weg-kommt danach, nachdem sie ihn erfolgreich benutzt hat, hat sie Sympathien für ihn.
Johannes Franke: Ich glaube auch. Ich würde das auch sagen. Obwohl es natürlich trotzdem leicht ist, in die Falle zu tappen, Natalie total zu verdammen. Vor allem nach dieser krassen Szene des Ausnutzens.
Florian Bayer: Absolut. Sie ist halt auch femme fatale. Sie ist sehr klassisch femme fatale inszeniert.
Johannes Franke: Es ist ja total der Noir-Thriller. Es ist halt einfach so.
Florian Bayer: Genau. Carrie Ann Moss mit einer großartigen Performance, die quasi von... Von Matrix weggekastet.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Die Produzentin, Jennifer Todd, hat sie gesehen und hat gesagt...
Johannes Franke: Die ist perfekt.
Florian Bayer: Hat gesagt, die müsst ihr unbedingt nehmen. Und dann hat Carrie Ann Moss gesagt, ich hab da übrigens noch jemanden, der perfekt ist. Wodurch dann Joe Pantoliano, der den Teddy spielt, mit reingekommen ist. Und es ist ja einfach so ein Dreiergespann. Das sind drei wesentlichen Figuren in diesem Film. Und das ist schon geil, weil alle drei zwielichtig sind. Also Nathalie ist zwielichtig, ist klar, also kam fatal. Teddy als... Ziemlich eindeutiger Schurke. Und dann aber auch Lennart. Ich meine, Lennart ist auch ein ziemlicher Arsch.
Johannes Franke: Das Ding ist, man kann an Lennart recht schlecht emotional anknüpfen, wenn man nicht eine Grundsympathie für seine beschissene Situation hat. Ansonsten ist er relativ kalt. Das liegt aber vor allem daran, dass er keine Verbindungen mehr herstellen kann. Er kann keine Beziehungen mehr herstellen, was total übel sein muss. Wir müssen jetzt ein bisschen über Lenny reden. Ich finde es total krass. Also sich das vorzustellen und das Ding ist, dass man natürlich eigentlich niemanden kennt und auch nie jemand nie sowas hatte als Normalsterblicher und deswegen eigentlich an die Krankheit selbst nicht andocken kann. Aber trotzdem triggert das etwas in einem. Ja. Etwas, was sofort Sympathie aufmacht und was sofort sagt, okay, das ist meine Identifikationsfigur.
Florian Bayer: Ist das, was wir vorhin gesagt haben, als wir über die Struktur gesprochen haben. Ja,
Johannes Franke: ja, ja, genau.
Florian Bayer: Dass die Struktur so wichtig ist, nicht nur um Spannung zu erzeugen, nicht nur um die Plotwist zu erzeugen, sondern auch um eben diese emotionale Verbindung zu Leonard herzustellen, weil ich gehe voll mit dir mit, Leonard ist kein sympathischer Mensch. Ich finde Leonard auch in diesen Rückblenden, wo erzählt wird, wie er als Versicherungsmakler unterwegs ist, da ist er ja auch dieser aalklatte Typ mit Anzug, der ja auch einen Scheiß gibt auf das Schicksal von Sammy Jenkins. Total krass. Und selbst wenn wir davon ausgehen, diese Geschichte hat er sich größtenteils ausgedacht, wie er mit Sammy Jenkins Frau umgeht. Als dieser Versicherungsagent der ist, wird er mit sehr vielen Menschen so umgegangen sein. Menschen, die gesagt haben, ey, ich bin wirklich krank, hilf mir. Und er hat gesagt, nee, hey, wir haben hier einen juristischen Fall, ich sag hier nichts dazu. Du bist mir scheißegal, wie du dich fühlst.
Johannes Franke: Der absolute Dickhead, muss man sagen, in dieser Szene. Unglaublich schlimm.
Florian Bayer: Es kommt natürlich dazu, dass Guy Pearce, ich fand, Guy Pearce hat sowas, Guy Pearce ist ein guter Schauspieler, aber ich finde, er hat sowas an sich. Es ist leicht, Guy Pearce nicht zu mögen.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Der wirkt immer so schmierig. Der wirkt auch als dieser verlorene Leonard ganz oft so schmierig, wie er mit Leuten redet. Der hat immer so eine arrogante Haltung.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, ja, ja, total.
Florian Bayer: Und dann ist es natürlich krass, dass er die ganze Zeit in dem Film in Designerklamotten rumläuft. Und diesen schicken Wagen fährt. Ja.
Johannes Franke: Aber die Designerklamotten passen ihm auch nicht ganz, muss man sagen. Das ist so, das ist eine gute Entscheidung. Sonst wäre es wirklich sehr unglaublich gewesen. Aber er sieht so ein bisschen verloren in diesem... zu großen Sachen aus.
Florian Bayer: Das Geile ist, dass man sich ja wirklich keine Gedanken drüber macht. Teddy sagt es einmal, hast du mal drüber nachgedacht, wie du rumläufst und was für einen Wagen du hier fährst? Und dann am Schluss, wenn dieser großartige Moment kommt, dass man sieht, oh, das ist Jimmy. Der hat die Klamotten, der ist den Wagen gefahren. Das ist schon geil, dieser Moment der Erkenntnis, was hier passiert ist und was einem im Film präsentiert wurde. Lennart hat halt seine emotionale Seite und es gibt ja diesen einen emotionalen Kern in der Handlung und das ist, wenn er die Sachen von seiner Frau verbrennt, Und das ist auch sehr zentral, das ist der Mittelpunkt, wo ihr die Prostituierte anheuert und ihr sagt, verteil mal die Sachen, schlag die Tür zu, damit ich wach werde. Wir sehen da so eine Verzweiflung darin, dass er in diesem Hamsterrad gefangen ist. Und er will da auch nicht mehr drin sein. Er will eigentlich nicht mehr so an seiner toten Frau hängen. Und er schafft es einfach nicht. Und er sagt ja, wie oft habe ich das schon gemacht? Keine Ahnung. Offensichtlich sehr oft. Und das ist, auch wenn er mir unsympathisch ist, da habe ich Sympathie für ihn. Weil es wirklich traurig ist, dieses Festhängen in der Zeit.
Johannes Franke: Gerade den Satz, den er auch sagt. Dieses... Wie kann ich heilen, wenn ich Zeit nicht wahrnehmen kann? Das ist also wirklich, das geht richtig in den Kern meines Herzens oder meines Körpers. Weißt du, so boah, fuck, absolut richtig. Wie soll man das schaffen?
Florian Bayer: Ich stell mir das halt so krass vor. Also wenn wir uns vorstellen, wie fühlt sich Lennart? Er geht in die Küche, er sieht seine Frau eingepackt in diesem Plastik. Er schießt einen von den Einbrechern, er wird von hinten geschlagen, schlägt in ein Spiegelfeld auf den Boden, sieht seine Frau an. Sieht, wie sie ihre Augen schließt und vermeintlich stirbt. Er macht die Augen auf und er rennt. Und guckt und sieht, dass er irgendjemanden verfolgt. Oder er macht die Augen auf und plötzlich kommt Teddy zu ihm und sagt, Hey Kumpel, wie geht's?
Johannes Franke: Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Was für ein krasser Moment, wenn du immer wieder dieses Gefühl hast. Das Letzte, was passiert ist, du hast deine Frau sterben sehen und dann bist du in diese Situation reingeworfen und hast keine Ahnung, was das soll.
Johannes Franke: Furchtbar. Also richtig hart. Ich weiß auch nicht, wie einen das in die Lage versetzt, überhaupt irgendwas zu machen. Weil du warst ja dann, es gibt diese eine Szene, wo er mit der Flasche in der Hand auf dem Klo wacht. Was ich total krass finde, weil wir natürlich nicht wissen, wie er da reingekommen ist. Und wir annehmen, ah, er ist bei sich zu Hause oder in diesem Hotelzimmer oder sowas. Und wir dann irgendwann stellen, oh, das ist nicht sein Hotelzimmer, das gehört dem anderen Typen. Und er auch selber erstmal annimmt, okay, also ich bin anscheinend in meinem Bad, ich geh mal duschen. Und dann die Flasche als Waffe tatsächlich auch einsetzt, wofür er sie auch geholt hat. Aber... Immer wieder dieser Sprung, was du sagst. Meine letzte Erinnerung ist, wie ich wegdrifte, während meine Frau stirbt. Und dann wache ich auf in einer völlig anderen Situation und muss irgendeine Aufgabe bewältigen. Von 0 auf 100 plötzlich da sein. Das ist so übel.
Florian Bayer: Ich muss die Aufgabe innerhalb von Sekunden verstehen?
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Und dann muss ich sie bewältigen, dann muss ich irgendwie weiterkommen. Er hat ja anscheinend irgendein System entwickelt, das funktioniert. Sonst hätte er nicht so viele Tätowierungen, sonst hätte er nicht so viele Zettel. Also irgendwie kann er sich vorwärts arbeiten und er schafft es ja auch in Gesprächen immer ziemlich schnell zu dem wesentlichen Punkt zu kommen. Ich habe diese Krankheit, ich habe diese Condition. Clevere Entscheidung von dem Film, dass er das mehrmals wiederholt und einmal auserzählt. Und zwar am Anfang des Films, was das eigentlich das Ende ist, mit Bird. Wir kommen gleich noch zu den Comic Reliefs. Es gibt durchaus ein paar lustige Momente auch in diesem ganzen Hexenwerk. Da wird es einmal auserzählt und sonst ist natürlich die Antwort von allen immer, ja, du hast mir schon davon erzählt, ich halte es nicht mehr aus, wie oft willst du das noch erzählen? Und das macht der Film ganz clever, dass er das auch glaubwürdig, dass Leonard immer wieder zu Leuten sagt, ich habe diese Condition und die Leute unterbrechen ihn dann. Und der einzige Moment, wo er es ihnen ausdeklinieren lässt, ist halt ganz am Anfang von Bird, weil der, I don't want to mess with you, aber der sich die Geschichte dann doch noch einmal ganz gerne anhört.
Johannes Franke: Das ist total süß, ich finde die Entscheidung total cool, weil wir eine Exposition haben ohne eine Exposition. brauchen. Also, weißt du, du musst ja erzählt bekommen, was da die Condition ist, damit der Film für dich funktioniert, damit du weißt, was da überhaupt Sache ist. Und dann hört sich das jemand an und sagt einfach, okay, ich hab mir das schon tausendmal angehört, aber erzähl's mir ruhig nochmal, was soll's.
Florian Bayer: Es gibt ja so, also wir haben eigentlich drei Comic Reliefs. Teddy ist ganz oft Comic Relief, einfach weil er, weil in diesem, oh, ich will irgendwie an das Auto rankommen, ich will, und ich quatsch nicht mit irgendwelchen Mist voll. Ja. Und dann haben wir... Dot, der so halber Comic Relief ist, der ganz kurz nur betrogen ist, aber eigentlich ein ganz netter Witzfigur ist, weil wir lernen ihn kennen, wie er gefesselt ist von Lennart an einer Straße aus der Stadt. Und dann haben wir Bert, unseren Hotelmanager, der clevererweise Lennart zwei Zimmer vermietet hat und ihn dann auch mal nach dem Geld fragt, solange sie dran denken zu bezahlen, einfach mal so ein bisschen Geld abgeknöpft.
Johannes Franke: Es ist super geil, weil er auch nicht daran denkt, sich eine Quittung geben zu lassen. Ach, wie dämlich.
Florian Bayer: Und er sagt es ihm einmal. Einmal sagt er es ihm. Lennart, lassen Sie sich immer eine Quittung geben. Und Lennart vergisst es natürlich, weil irgendwas anderes passiert.
Johannes Franke: Ich finde es aber auch super, super witzig, wie sie da in diesem Raum stehen, den er ihnen als erstes vermietet hat und ihn dann verlegt hat auf einen anderen Raum, um ihn den zweiten eben auch noch zu vermieten. Es ist super witzig, weil er da steht und wir eine Mystery erwarten. Warum ist das meine Handschrift? Und man denkt, oh mein Gott, was ist da los? Was passiert da? Und diese... Diese plumpe Auflösung. Ja, ihr habt jetzt zwei Zimmer vermietet.
Florian Bayer: Und dann vor allem die Frage, okay, in wie vielen Zimmern bin ich gerade? Er sagt, Moment, noch zwei. Aber es wird sich ändern.
Johannes Franke: Er kündigt es eben an.
Florian Bayer: Du kannst aber auch echt fiese Sachen treiben mit jemandem, der Bibi Leonard ist. Und es ist gut. Es wird dadurch immer aufgelockert. Es gibt einfach diese lustigen Momente, diese lustigen Rätselmomente auch. Weil dieses Teddy-Hinterher-Rätseln ist ja auch irgendwie witzig. Und dieses... Wir haben ganz lange dieses Foto, wo durchgestrichen ist, wo was durchgestrichen ist. von Natalie. Und wir gehen irgendwie davon aus, dass es mit Teddy zusammenhängt und wir brennen so darauf zu erfahren, was steht da, was hat er da aufgeschrieben und warum ist es durchgestrichen. Und es macht Freude, es ist also dann zu erfahren, was da passiert ist, warum er das durchgestrichen hat. Und das gehört halt auch irgendwie zum Spaß. Filmt es das so, diese Offenbarung von Rätseln, dass es so einen Moment gibt, aha, ja, cool.
Johannes Franke: Jaja. Ist das logisch oder muss man das anzweifeln, dass er durchaus sehr gut weiß, was für eine Condition er hat, weil eigentlich setzt sein Gedächtnis ja früher ein, also später, also du weißt schon, früher oder später, Lerum Larum.
Florian Bayer: Die Frage habe ich mir auch gestellt, wir kommen nachher nochmal kurz zu der Krankheit, zu der echten Krankheit zu sprechen. Der Film ist natürlich irgendwie so eine fiktive Version davon und ich habe es mir so erklärt und ich finde das ist auch irgendwie plausibel, dass Lennart es geschafft hat, bestimmte Dinge in gewisser Weise zu memorieren. Vor allem, also zum einen, dass er es geschafft hat, sich zu konditionieren. Er guckt sich sehr oft seine Tätowierungen an. Er öffnet sein Hemd, das ist ja auch was. Er muss ja irgendwie ahnen,
Johannes Franke: dass da was ist.
Florian Bayer: Und er hat da irgendwie so spezifische Erinnerungen, auf die er zurückgreifen kann, unbewusst. Und die ihn dazu bringen, auf die Zettel zu gucken. Die ihn dazu bringen, seine Tätowierungen anzugucken.
Johannes Franke: Er spricht das auch an im Film. Er redet ja darüber, gerade wenn es um Sammy geht, ob man denn jemanden konditionieren kann, der dieses Problem hat. Aber er kommt irgendwie zu dem Schluss, dass es nicht geht. Weil er dann doch immer wieder Zu diesem elektrischen Signal greift Was es nicht beutet Was es bei Sammy nicht ging
Florian Bayer: Er sagt ja, dass der Unterschied mit Sammy und mir ist Ich kann das irgendwie, ich hab irgendwie eine Routine Ja,
Johannes Franke: aber dann hat er wiederum die Hoffnung Dass er sich irgendwie An so etwas Wichtiges wie den Mörder seiner Frau Zu töten Dass er sich daran durchaus erinnern würde Aber nein, sowas eben nicht Das heißt, er hat da wieder Unrecht, während er auf der anderen Seite sagt, er hat es geschafft, sich zu konditionieren. Was davon glaube ich denn jetzt?
Florian Bayer: Weißt du, warum? Er will das vergessen. Er hat das Foto sehr bewusst verbrannt. Lennart ist nicht glücklich. Lennart ist nicht glücklich. Lennart hat keinen Sinn im Leben. Lennart sitzt in dieser Institution und es gibt einen Ausweg und das ist, wenn er eine Aufgabe hat. Wenn Teddy sagt, ich habe dir eine Aufgabe gegeben. Keine Frage, Teddy ist ein Arsch. Aber und er hat das komplett aus egoistischen Gründen gemacht, aber er hat im gewissen Sinne recht. Leonard würde nur vor sich hin vegetieren, wenn er diese Aufgabe nicht hätte. Und wenn, Leonard weiß das unbewusst und deswegen gibt er sich weiter diese Aufgabe. Und er wird sich, nachdem Teddy tot ist, man könnte sich die Frage stellen, wie geht der Film weiter? Ja. Er wird sich weiter diese fucking Aufgabe geben. Als nächstes ist Dot dran. Er wird es irgendwie schaffen.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Dieses Dot-Foto hat er dann auch und wenn Dot wieder auftaucht und Natalie angreift und Natalie sagt, Dot ist wieder da, dann wird er Dot umbringen.
Johannes Franke: Aber wird Natalie nicht vielleicht irgendwann wenigstens so nett sein, zu sagen, tätowiert ihr Alf Dunnet drauf? Ja,
Florian Bayer: ist eine gute Frage.
Johannes Franke: Weil es ist ja gibt. Es gibt eine kleine Fantasie-Sequenz, in der das tatsächlich so ist, wo er dann, er sitzt ja im Auto zu dem Tätowierer und schließt kurz die Augen und man denkt, oh Gott, fahr nicht irgendwo gegen, in den Gegend. Aber seine Fantasie zeigt ihn mit seiner Freundin, oder?
Florian Bayer: Ich fand das ganz komisch. Ich weiß, dass da immer wieder drauf referiert wird, aber es taucht auf jeden Fall dieses Tattoo auf.
Johannes Franke: Genau, und er sitzt da. Ich habe gedacht, das wäre eine Rückblende, weil seine Freundin da im Ding ist, aber es ist anscheinend keine Rückblende. Weil er hat das Tattoo ja nicht. Es steht ja nicht drauf auf seiner Brust, I've done it. Aber in seiner Fantasie passiert das dann.
Florian Bayer: Es gibt ja dieses eine Foto von ihm, wo er so lachend auf seine Brust zeigt, dass Teddy geschossen hat. Da sagt er ja eigentlich, da muss es hin tätowiert werden. Das ist der Platz. Ich hatte kurz den Gedanken zwischendurch, hatte er diese Tätowierungen, hat sie sich wegmachen lassen? Was richtig düster und abgefuckt wäre?
Johannes Franke: Habe ich auch zwischendurch gedacht, aber das weiß ich nicht. Das ist mir zu viel.
Florian Bayer: Ja,
Johannes Franke: vielleicht glaube ich nicht.
Florian Bayer: Ich befürchte, Natalie versteht nur so zu halb, was mit Leonard los ist. Also sie weiß, dass sie das ausnutzen kann für sich. Aber sie weiß, glaube ich, nicht, was da dahinter ist. Sie weiß nicht, was für ein Wust an Ermittlungen es von ihm gibt. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass Natalie da... Ich glaube, ihr Natalie werdet irgendwann auch Opfer von Leonard werden. Natalie könnte es auch erwischen. Andererseits, Leonard hat niemanden mehr, der ihn rumschubsen kann. In meiner Vorstellung sind er und Teddy halt wirklich von Stadt zu Stadt gefahren. Und Teddy hat ihm mal eine neue Geschichte aufgedeckt. Auch wenn nicht ganz klar ist, warum er kein Foto von Teddy am Anfang hat. Ist das das erste Foto, was er von Teddy macht? Oder haben wir ganz oft die Situation, dass er Fotos von Teddy gemacht hat und dann verbrannt, dass die verbrannt wurden oder zurückgelassen wurden auf der Flucht?
Johannes Franke: Wahrscheinlich schon sehr viele, weil wenn ich mir die Situation angucke, in der Teddy das erste Mal fotografiert wird, im Film zumindest, dann geht er sehr, sehr, sehr professionell damit um. Nee, nicht hier, gehen wir hier rüber, hier ist besseres Licht oder was auch immer. Er will auch nicht, dass der Wagen da mit auf dem Foto ist vielleicht oder so, aber er geht da sehr schnell drauf ein. Er weiß sofort, er macht jetzt ein Foto von mir. Wie immer, Business as usual.
Florian Bayer: Er will vor allem, dass es ein Freundesfoto ist. Deswegen guckt er auch so. Das Foto, das wir von Teddy die ganze Zeit sehen, ist das Foto eines guten Freundes, das du gemacht hast. Und wenn er sich Leonard vorstellt, stellt er sich aber doch kurz so als Kopf vor.
Johannes Franke: Stimmt.
Florian Bayer: Das ist interessant. Die werden vielleicht auch eine komplett unterschiedliche Beziehung gehabt haben in unterschiedlichen Städten. Vielleicht wird Teddy mal nur die ganze Zeit als John Gamble, als professioneller Polizist aufgehoben sein. Jetzt kommt er mal als Freund auf. Es ist halt die Frage, wie sehr sind sie miteinander emotional verbandelt, die beiden. Und wie sehr ist das, was Leonard macht, durch das geleitet, was Teddy ihm vorgibt. Weil in der Vorlage ist es ja ein bisschen anders. In der Vorlage ist es ja so, die Vorlage ist übrigens auch auf meiner DVD gewesen. Damit habe ich wahrscheinlich auch ein bisschen viel hin und her gespult, weil dann kann man das ja lesen und dann kann man so skippen.
Johannes Franke: Ach geil, okay.
Florian Bayer: An die Vorlage von Jonathan Nolan. mit dem Christopher Nolan auch später noch sehr viel zusammenarbeiten sollte, sein jüngerer Bruder. Die Vorlage von Jonathan Nolan hat einen Einzeltäter. Memento trotzt filmischen Konventionen an der einen Stelle und befolgt sie fast sklavisch an der anderen. Seine Struktur sorgt dafür, dass der emotionalste Moment im Mittelpunkt steht. Seine Struktur sorgt dafür, dass der wichtigste Plottwist am Ende präsentiert werden kann. Dass die Spannung gegen Ende des Films zum Beginn der Handlung am stärksten ist. Und das ist die große Erkenntnis, die man aus diesem Film mit... mitnehmen kann, dass ein solcher Bruch der Konvention am besten funktioniert, wenn man die Konvention perfekt verinnerlicht hat und diese pointiert einzusetzen weiß. Und so macht er auch verständlich, wie Christopher Nolan in den kommenden Jahren zu einem der gefragtesten Blockbuster-Regisseure Hollywoods werden sollte. Er versteht sein Handwerk und kann selbst eine so kryptische, hermetische Geschichte so erzählen, dass sie das Publikum am Ende zufrieden zurücklässt. Und damit herzlich willkommen zum Muss-Man-Sehen-Podcast. Hallo Johannes.
Johannes Franke: Hallo Floor. Herzlich willkommen hier in meiner Küche zu einer neuen Folge vom Muss-Man-Sehen-Podcast. Wollen wir uns gegenseitig Filme empfehlen?
Florian Bayer: Ja, jeder schlägt dem anderen jeweils einen Film vor. Diese Woche war ich dran und ich habe Memento vorgeschlagen.
Johannes Franke: Bevor wir das machen, möchtest du Tee, Floor? Oh ja,
Florian Bayer: bitte.
Johannes Franke: Ich hab das sonst immer vergessen. Ich hab immer so lange gebraucht, bis ich diesen blöden Tee angeboten hab.
Florian Bayer: Heute denken wir dran, weil heute alles ein bisschen anders ist, ne?
Johannes Franke: So, gib mir mal deine...
Florian Bayer: Ja, Memento ist unser Thema heute. Und während du mir Tee einschenkst, steige ich auch mal so knallhart ein, nachdem das Intro jetzt ja schon doch relativ viel Text war. Johannes, haben die Struktur und Story von dem Film genauso wie mich nochmal fesseln können, wie vor mittlerweile über 20 Jahren?
Johannes Franke: Ey, pst, du, ja, du. Der nun folgende Programmteil enthält sensible Informationen über den Handlungsverlauf.
